Aktuelle Forschungsprojekte
Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik (» Postanschrift)
Aktuelle Forschungsprojekte
Forschungsprojekt EvaEfA
„Evaluation der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber”, betrachtet als Soziale Innovation im Eco-System von Rehabilitationssystem und Arbeitsmarkt
Laufzeit: 2023 - 2027
Förderung: Landesverband Rheinland (LVR) in Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen „Methoden der empirischen Bildungsforschung“ und „Rehabilitationssoziologie“ der TU Dortmund
Projektteam: Dr. Jana York, Sarah Lamb, Dr. Sarah Schulze, Prof. Dr. Jörg-Tobias Kuhn, PD Dr. Bastian Pelka. Dr. Jan Jochmaring ist an dem Dortmunder EvaEfA Projekt beteiligt.
Projekthomepage: https://aig.reha.tu-dortmund.de/projekte/evaefa/
Kurzbeschreibung: Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA, § 185a SGB IX) wurden 2022 eingerichtet. Die EAA übernehmen eine trägerunabhängige „Lotsenfunktion“ im Ökosystem der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe, indem sie Arbeitgebende proaktiv bei der Ausbildung, Einstellung und (Weiter-)Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen informieren, beraten und unterstützen. Im Rahmen des vom Inklusionsamt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR-Inklusionsamt) geförderten Projektes EvaEfA werden die Potenziale und Effekte der EAA aus innovationstheoretischer Perspektive in einem Mixed-Method-Design erforscht. Die erste Projektphase (2023–2025) untersuchte Vorgängerstruktur der EAA sowie die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen systemrelevanten Akteuren des Ökosystems der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe. Die zweite Projektphase (2025–2027) evaluiert, welche Effekte und Wirkungen die EAA im Ökosystem der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe erzeugen. Um mögliche förderliche und hinderliche Faktoren in Bezug auf Arbeitsweisen, Beratungspraktiken, Kooperationen und Wirkungen der EAA zu rekonstruieren, werden Expert*inneninterviews und Fokusgruppen durchgeführt. Über qualitative und quantitative Netzwerkanalysen werden die Konstellationen innerhalb des Netzwerks der EAA erschlossen, Kommunikations- und Interaktionsprozesse erforscht und die Stabilität der Netzwerke längsschnittlich untersucht.
Forschungsprojekt LiES
Literatur in Einfacher Sprache
Laufzeit: 2020-2025
Förderung: PH Heidelberg
Projektteam: Dr. Frauke Janz, Dr. Stephanie Köb, Prof. Dr. Karin Terfloth & Prof. Dr. Teresa Sansour
Kurzbeschreibung: Im von der PH Heidelberg geförderten und in Kooperation mit Kolleg*innen der PH Heidelberg durchgeführten Projekt LiES werden drei Varianten eines literarischen Textes in ihrer Wirkung auf Schüler*innen (Regelschule und Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung) untersucht. Im Forschungsprojekt LiES liegt der Fokus auf der Frage, wie sich unterschiedliche sprachliche Varianten eines literarischen Textes auf die Bedeutungskonstruktion auswirken, welche Unterschiede diesbezüglich zwischen Jugendlichen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung bestehen und welche (verbalen und nonverbalen) Möglichkeiten sie nutzen, um sich zu einem literarischen Text zu äußern. Ziel der Studie ist es, Grundlagen und Bedingungen für erfolgreiches literarisches Lernen in heterogenen Lernsettings zu erfassen. Dazu gehören Erkenntnisse zu Rezeptionsprozessen von Schüler*innen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung, zu ihren Fähigkeiten, sich zu bestimmten Textvarianten zu äußern und zu Möglichkeiten der Unterstützung solcher Anschlusskommunikation.
Aktuelle Promotionsprojekte
Maria Kollmer
Umgang von Lehrkräften mit sog. Systemsprenger*innen im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Seit einigen Jahren ist im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung eine Veränderung der Schülerschaft zu beobachten. Neben der steigenden Zahl der Schüler*innen, werden vermehrt Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. (Dworschak, Kannewischer, Ratz & Wagner, 2012; KMK, 2022). Mitunter werden immer wieder massiv herausfordernde Verhaltensweisen einzelner Schüler*innen beobachtet, die Systeme in besonderem Maße heraus- und mitunter auch überfordern (Hennicke, 2021; Klauß, Hockenberger & Janz, 2016). Dieses Phänomen, das als systemsprengend beschrieben werden kann, stellt auch für die allgemeine Pädagogik eine zentrale Herausforderung dar, die in den letzten Jahren vermehrt relevant wurde (Baumann, 2009; Kieslinger, Dressel & Haar, 2021).
Das geplante Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel, sich der Personengruppe der sogenannten Systemsprenger*innen im FSPGE zu nähern. Dies soll aus Perspektive der „betroffenen“ Lehrkräfte erfolgen. Ziel ist es, aus Sicht der Lehrkräfte den Personenkreis der sogenannten Systemsprenger*innen zu beschreiben und Gemeinsamkeiten zu identifizieren. Des Weiteren sollen Formen des Umgangs und prozesshafte Dynamiken in der Beziehungsgestaltung und ‑bewertung herausgearbeitet werden.
Die im Rahmen dieses Vorhabens gewonnenen Erkenntnisse sollen Handlungsspielräume und ‑möglichkeiten in Bezug auf den Personenkreis aufzeigen und somit Lehrkräfte entlasten. Zudem können die Erkenntnisse dazu beitragen, die Teilhabe der Schüler*innen am Unterricht zu ermöglichen, welche durch Maßnahmen wie beispielsweise Unterrichtsausschluss eingeschränkt wird (Klauß & Hockenberger, 2014, S. 79f.).
Zur Beantwortung der oben genannten Fragestellungen wird ein qualitatives, theoriegenerierendes Forschungsvorgehen gewählt, insbesondere wird die Grounded Theory zur Auswertung angewendet (Hülst, 2013, S. 281). Die Erhebung der qualitativen Daten erfolgt mittels narrativer, problemzentrierter Interviews (Friebertshäuser & Langer, 2013, S. 442 f.). Als Interviewparter*innen wurden Lehrkräfte an Förderschulen mit Schwerpunkt geistige Entwicklung und an Tagesbildungsstätten in Niedersachsen befragt.
Hier kommen Sie zu dem Profil von Maria Kollmer.
Literaturverzeichnis
- Baumann, M. (2009). Verstehende subjektlogische Diagnostik bei Verhaltensstörungen ein Instrumentarium für Verstehensprozesse in pädagogischen Kontexten. Hamburg: tredition.
- Dworschak, W., Kannewischer, S., Ratz, C. & Wagner, M. (2012). Einschätzung von Verhalten bei Scülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In W. Dworschak, S. Kannewischer, C. Ratz, & M. Wagner (Hrsg.), Schülerschaft mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (SFGE) : eine empirische Studie, (2. Aufl. S. 149-164). Oberhausen: Athena.
- Friebertshäuser, B. & Langer, A. (2013). Interviewformen und Interviewpraxis. In B. Friebertshäuser, A. Langer, A. Prengel, H. Boller & S. Richter (Hrsg.), Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft, (4. Aufl. S. 437-455). Weinheim: Beltz Juventa.
- Hennicke, K. (2021). Der verstellte Blick: Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung. Stuttgart: Kohlhammer.
- Hülst, D. (2013). Grounded Theory. In B. Friebertshäuser, A. Langer, A. Prengel, H. Boller, & S. Richter (Hrsg.), Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft, (4. Aufl. S. 281-300). Weinheim: Beltz Juventa.
- Kieslinger, D., Dressel, M., & Haar, R. (2021). Systemsprenger*innen: ressourcenorientierte Ansätze zu einer defizitären Begrifflichkeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus.
- Klauß, T., & Hockenberger, M. (2014). Wie gehen Lehrpersonen mit Verhaltensauffäligkeiten um? - Ergebnisse einer Befragung in Baden-Würtemberg. In K. Hennicke & T. Klauß (Hrsg.), Problemverhalten von Schüler(innen) mit geistiger Behinderung. Marburg: Lebenshilfe-Verlag. 62-88.
- Klauß, T., Hockenberger, M., & Janz, F. (2016). Welches Verhalten von Schüler(inne)n im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erleben Lehrer(inne)n als auffällig, problematisch und belastend?. In K. Hennicke & T. Klauß (Hrsg.), Verhaltensauffälligkeiten bei Schüler(inne)n mit Intelligenzminderung eine Herausforderung für Pädagogik und Kinder- und Jugendpsychiatrie, (1. Aufl. S. 18- 38). Marburg: Lebenshilfe-Verlag.
- KMK. (2022). Sonderpädagogische Förderung in Schulen 2011 bis 2020. Bonn.
Jette Schreiber
Arbeitstitel: Professionelles Handeln bei pädagogischen Herausforderungen durch gemeinsame Reflexionsanlässe im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Lehrkräfte erleben die Interaktion mit Schüler*innen im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung als zunehmend belastend (Weiß, Kiel & Markowetz, 2017, S. 265). Diese Herausforderungen zeigen sich schwerpunktspezifisch in pflegerischen Tätigkeiten, in der Gestaltung von Kommunikation sowie im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten (Lindmeier, 2013, S.292). Diese Bedingungen stellen komplexe Anforderungen an das professionelle Handeln von Lehrkräften im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (Riegert, 2012, 19f). Um den Anforderungen gerecht zu werden, braucht es unteranderem ein hohes Maß an Reflexivität (Idel, Schütz, Thüne, 2021, S. 28). Im schulischen Kontext werden hierfür formelle und informelle Verfahren genutzt, um gemeinsame Reflexionsanlässe im Kollegium zu schaffen und damit eine reflexive Auseinandersetzung auf das eigene Handeln zu fördern (Kutting, 2010, S.118). Mögliche Methoden für eine reflexive Auseinandersetzung sind die kollegiale Fallberatung, Community of Practice oder die Supervision (Tietze, 2010, S. 24; Bloh & Bloh, 2016, S. 215f; Belardi, 2024, S.149) . Ziel ist es, sich eine der soeben genannten Verfahren in der Praxis unter Berücksichtigung der Anwendbarkeit, anhand einer qualitativ-rekonstruktive Methode genauer anzuschauen.
Hier kommen Sie zu dem Profil von Jette Schreiber.
Literaturverzeichnis
- Belardi, N. (2024). Supervision und Coaching. Grundlagen, Techniken, Perspektiven. München: C.H. Beck oHG..
- Bloh T., Bloh B. (2016). Lehrerkooperation als Community of Practice - zur Bedeutung kollektiv-impliziter Wissensbestände für eine kooperationsbedingte Kompetenzentwicklung. Journal for educational research online, 8(3), S. 207-230.
- Idel, T.- S., Schütz, A. & Thünemann, S. (2021). Professionalität im Handlungsfeld Schule. In J. Dinkelaker, K.-U. Hugger, T.-S. Idel, A. Schütz & S. Thünemann. Professionalität und Professionalisierung in pädagogischen Handlungsfeldern: Schule, Medienpädagogik, Erwachsenenbildung (Band 3., S.13 - 82). Opladen: Barbara Budrich.
- Kutting D. (2010). Lehrer und Fallberatung. Kollegiale Selbsthilfe. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Lindmeier, B. (2013). Professionelles Handeln im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In K.-E. Ackermann (Hrsg.), O. Musenberg (Hrsg.) & J. Riegert (Hrsg.), Geistigbehindertenpädagogik!? Disziplin - Profession - Inklusion. (291-314). Oberhausen: Athena.
- Riegert, J. (2013). Sonderpädagogische Professionalität im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten an Schulen mit dem Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung". Humboldt-Universität zu Berlin.
- Tietze, K. - O. (2010). Wirkprozesse und personenbezogene Wirkungen von kollegialer Beratung. Theoretische Entwürfe und empirische Forschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH.
- Weiß, S., Kiel, E. & Markowetz, R. (2017). Herausforderungen im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung aus Sicht von Lehrenden: Eine Analyse mit der Methode kritischer Ereignisse. Empirische Sonderpädagogik, 3, 258-276.