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Quicklinks The Coastal Vegetation Ecology Lab (CoVe)
The Coastal Vegetation Ecology Lab (CoVe) - im Kurzinterview
Wir sprechen heute über Open Science - ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt und viel diskutiert wird. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Bei der Renaturierung oder Ökosystem-Restaurierung und der Umsetzung naturbasierter Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels sind wir uns der entscheidenden Rolle lokaler Akteur*innen und Gemeinschaften für den Projekterfolg bewusst. Es sind die Menschen vor Ort, die in direktem Kontakt mit den natürlichen Ressourcen stehen. Sie nehmen als Erste die Auswirkungen von Umweltveränderungen wahr. Wenn ihnen die nötigen Werkzeuge zur Verfügung stehen, sind sie am ehesten in der Lage, erfolgreiche Ansätze für das Management von Ökosystemen umzusetzen. Offener Zugang zu Wissen ist entscheidend, um diese Werkzeuge bereitzustellen. In vielen Fällen, insbesondere im Globalen Süden, ist der Zugang zu wissenschaftlich fundiertem Wissen, das zur Unterstützung von Managementplänen notwendig ist (z. B. Überwachungsinstrumente), leider nicht verfügbar. Dies hat uns motiviert, die Mini-Boje und die zugehörige App zu entwickeln, um das Instrumentarium zur Umweltüberwachung lokaler Verantwortlicher zu erweitern. Dadurch kann die Planung verbessert und die Wirkung von Maßnahmen zur Restaurierung oder zum Schutz von Ökosystemen besser verstanden werden. Gleichzeitig wird adaptives Management erleichtert, also die laufende Anpassung von Maßnahmen auf Basis von Überwachung und Bewertung.
Was verbirgt sich hinter Ihrer Initiative bzw. Ihrem Projekt und wie trägt es konkret zur Förderung von Open Science bei?
Die Mini-Boje wurde entwickelt, um die Betriebskosten für die Überwachung der Küstenhydrodynamik zu senken und gleichzeitig die räumliche und zeitliche Auflösung der Messungen zu erhöhen. Für den Durchschnittspreis eines Strömungssensors nach Industriestandard lassen sich über 30 Mini-Bojen bauen. Im Falle eines Schadens oder Verlusts ist eine Mini-Boje zudem deutlich einfacher und günstiger zu ersetzen als ein kommerzielles Strömungsmessgerät. Diese Vorteile machen die hydrodynamische[1] Überwachung auch für die wissenschaftliche Gemeinschaft zugänglich. Dadurch können Forschende sowie Masterstudierende und Promovierende an Monitoring-Ansätzen arbeiten, die sonst nur im Rahmen hochbudgetierter Projekte möglich wären. Die durch die Mini-Boje ermöglichte erweiterte räumliche Überwachungskapazität hilft uns, die Reaktionen von Arten auf hydrodynamische Umweltfaktoren besser zu verstehen. Sie liefert wertvolle Informationen, etwa zu physikalischen Belastungsgrenzen, zur Eignung von Lebensräumen oder zur Quantifizierung der Strömungsabschwächung durch küstennahe Vegetation im Gezeitenbereich.
Welchen (wissenschaftlichen) Anspruch verbinden Sie persönlich mit Open Science und wie manifestiert sich dieser konkret in Ihrer täglichen Arbeit?
Open Science-Umgebungen bieten viele Vorteile, angefangen bei einer verstärkten multilateralen Zusammenarbeit. Plattformen wie GitHub, QGIS und andere Open-Access-Tools, die von der Community entwickelt wurden, schaffen Raum für wissenschaftliche Kreativität, Vielfalt und interdisziplinäre Kooperation. Dadurch wird die Transparenz erhöht und hoffentlich auch die positive Wirkung der Wissenschaft auf Gesellschaften und unsere natürliche Umwelt verstärkt.
Wie sähe eine ideale Open Science-Welt für Sie aus?
Eine Welt, in der wissenschaftliches Wissen frei zugänglich ist, um die verletzlichsten Bereiche von Umwelt und Gesellschaft zu unterstützen. Dafür werden effektive Prozesse des Wissensaustauschs und der Rückkopplung zwischen Regierungen, Gemeinschaften und Wissenschaftler*innen aufgebaut, um wirksamere Lösungen für nachhaltige Städte und eine lebenswerte Zukunft zu entwickeln.
Abschließend: Welchen Ratschlag haben Sie für Open Science-Neulinge?
Der Hauptzweck der Wissenschaft besteht darin, zu verstehen, wie unsere Welt funktioniert, wie sie auf Veränderungen reagiert und letztlich Strategien zu entwickeln, die das Leben aller Bewohner unseres Planeten – egal ob menschlich oder nicht – verbessern. Mithilfe von Open Science können solche Strategien schneller entstehen und wirksamer sein als in einer Welt mit eingeschränktem Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Teile deshalb deine Ideen, sei offen für die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachrichtungen und probiere Open-Source-Tools aus. Wenn du selbst direkt von Open Science profitierst, bist du auch eher motiviert, etwas zurückzugeben.
[1] Hydrodynamisch beschreibt die Bewegung und das Verhalten von Flüssigkeiten oder Gasen unter dem Einfluss von Kräften.