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Klimaoasen Oldenburg - im Kurzinterview
Wir sprechen heute über Open Science - ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt und viel diskutiert wird. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Der Botanische Garten und das Landesmuseum Natur und Mensch sind Orte, die von Natur aus in engem Austausch mit der Öffentlichkeit stehen. Entsprechend legen wir großen Wert auf transparente Forschung und die aktive Einbindung der Bevölkerung – sei es, um wissenschaftliche Prozesse verständlich zu machen, gesellschaftliche Perspektiven selbst zum Gegenstand von Forschung zu machen oder das Wissen der Bevölkerung in die Forschung einzubeziehen. Open Science ist für uns deshalb nicht nur ein konsequenter Weg, um Akzeptanz und Teilhabe zu fördern, sondern bildet zunehmend die Grundlage wissenschaftlicher Fragestellungen. Museen und botanische Gärten verstehen sich zudem in einer vermittelnden Rolle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ebenso wie innerhalb der wissenschaftlichen Community. Daher ist es uns ein zentrales Anliegen, auch Kolleg*innen aus der universitären Forschung und Praxis für die Prinzipien von Open Science zu sensibilisieren und sie zur Öffnung ihrer Arbeit zu ermutigen, sie in Museen und dem Botanischen Garten zu präsentieren und zum Austausch mit der Bevölkerung zu benutzen.
Was verbirgt sich hinter Ihrer Initiative bzw. Ihrem Projekt und wie trägt es konkret zur Förderung von Open Science bei?
„Klimaoasen Oldenburg“ [1] ist ein interdisziplinäres Projekt zur klimaresilienten Umgestaltung der Gartendenkmäler Schlossgarten und Eversten Holz. Neben umweltwissenschaftlicher Forschung zu Biodiversität und Klimawandel setzen wir auf partizipative Formate, um Erkenntnisse sichtbar, nachvollziehbar und gesellschaftlich anschlussfähig zu machen. Klassische Open-Science-Prinzipien wie Transparenz, Citizen Science und Wissenschaftskommunikation sind dabei fest verankert – etwa durch begleitende Kommunikation über Website, Social Media und partizipative Veranstaltungen. Unser kulturwissenschaftlicher Forschungsansatz geht jedoch noch weiter: Er betreibt nicht nur offene Wissenschaft über die Gesellschaft, sondern mit der Gesellschaft. Gemeinsam mit Bürger*innen untersuchen wir, wie sich Zugänge zu Umweltwissen gestalten lassen, welche Formate die Beziehung zwischen Mensch und Natur stärken und welche Bildungs- und Vermittlungsangebote – etwa wie zukünftige Hands-On Stationen im Stadtwald – langfristig wirken können. So entsteht ein Forschungsprozess, der nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse produziert, sondern zugleich deren Anwendungspotenzial für eine offene, zukunftsfähige Gesellschaft entwickelt.
Welchen (wissenschaftlichen) Anspruch verbinden Sie persönlich mit Open Science und wie manifestiert sich dieser konkret in Ihrer täglichen Arbeit?
Open Science bedeutet für uns die grundsätzliche Öffnung von Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft. Der Impact von Forschung bemisst sich für uns nicht allein am Renommee wissenschaftlicher Fachpublikationen, sondern auch daran, wie Erkenntnisse in der Gesellschaft aufgenommen, verstanden – und idealerweise in konkretes Verhalten übersetzt werden. Wissenschaft, die nicht nur für Fachkolleg*innen, sondern auch für die breite Öffentlichkeit verständlich kommuniziert wird, kann Diskussionen anregen, neue Perspektiven eröffnen und Menschen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden – sei es durch eigene Projekte, zivilgesellschaftliches Engagement oder Beteiligung an Citizen-Science-Initiativen. In unserer täglichen Arbeit zeigt sich dieser Anspruch besonders in der aktiven, zielgruppenspezifischen Kommunikation unserer Forschungsergebnisse. Wir setzen bewusst auf niedrigschwellige Formate: über unsere Website, Social Media, Beiträge in der Lokalpresse, Podcasts, Magazine und öffentlich zugängliche Datenbanken. So verstehen wir Open Science als Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und Kommunikation als ihr zentrales tragendes Element.
Wie sähe eine ideale Open Science-Welt für Sie aus?
Auch wenn eine völlig ideale Open Science-Welt in der Realität nie erreichbar sein wird – da Wissenschaft immer im Spannungsfeld zwischen eigenständiger Forschung und Öffnung zur Gesellschaft steht –, bleibt die Vision einer offenen Wissenschaft richtungsweisend: In einer idealen Open Science-Welt stünden Transparenz, Zusammenarbeit, freier Zugang und gesellschaftliche Teilhabe im Mittelpunkt. Forschung würde sich über Disziplinen, Institutionen und Ländergrenzen hinweg öffnen. Publikationen, Daten, Methoden und Prozesse wären frei zugänglich, Citizen Science fest verankert, und die verständliche Kommunikation von Wissenschaft wäre selbstverständlich. Der Trend sollte daher dahin gehen, Forschung immer offener, partizipativer, transparenter, gerechter und reproduzierbarer zu gestalten. Mit dem Ziel, Wissen als Gemeingut für alle Menschen verfügbar und mitgestaltbar zu machen. So ließe sich auch die Distanz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verringern – im Vertrauen, im Verständnis und in der gemeinsamen Verantwortung.
Abschließend: Welchen Ratschlag haben Sie für Open Science-Neulinge?
Probieren Sie die Öffnung Ihrer Forschung aus! Finden Sie heraus, was Ihnen Spaß macht. Denken Sie Wissenschaft als Gemeinschaftsprojekt – Partizipation und Teilhabe sind kein Extra, sondern eine Haltung, die Wissenschaft transparenter, gerechter und wirkungsvoller macht.
Wissenschaftlich beteiligt: Saskia Benthack (Projektleitung und wissenschaftliche Konzeption Klimaoasen Oldenburg, Kulturwissenschaftliche Begleitforschung), Caroline Hoops (Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation Klimaoasen Oldenburg), Prof. Dr. Dirk Carl Albach (Institut für Biologie und Umweltwissenschaften Universität Oldenburg, Leitung Botanischer Garten, Umweltwissenschaftliche Begleitforschung), Dr. Ursula Warnke (Direktorin Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg)