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Sumbul Jafri - im Kurzinterview
Wir sprechen heute über Open Science - ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt und viel diskutiert wird. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Ich habe Open Science während meines Masterstudiums an der Universität Oldenburg kennengelernt. Mir war schon immer wichtig, dass Wissenschaftskommunikation transparent und zugänglich ist. Mir war jedoch zunächst nicht ganz klar, wie zentral Open Science ist, um dies zu erreichen. Während der Arbeit an meiner Masterarbeit, in der ich Multiversum-Analysen für fMRT-Daten durchgeführt habe, habe ich die Reproduzierbarkeitskrise in den Neurowissenschaften der Psychologie unmittelbar nachvollziehen können. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig transparente und reproduzierbare Verfahren für sinnvollen wissenschaftlichen Fortschritt sind.
Was verbirgt sich hinter Ihrer Initiative bzw. Ihrem Projekt und wie trägt es konkret zur Förderung von Open Science bei?
Mit dem Projekt Oldenburg Hearing Health Record (OHHR) wollten wir den Mangel an großen, frei zugänglichen Datensätzen zur Hörgesundheit beheben. Im Verlauf des Projekts haben wir erarbeitet, wie medizinische Daten auf ethische Weise geteilt werden können. Dazu haben wir einen gut dokumentierten, FAIR-konformen Datensatz inklusive Metadaten, Codebooks und Analysetools entwickelt und auf einem öffentlichen Repository wie Zenodo bereitgestellt. Durch die leichte Zugänglichkeit und Wiederverwendbarkeit der Daten fördert OHHR so die Zusammenarbeit und setzt ein Beispiel für die verantwortungsvolle gemeinsame Nutzung von Daten in der Hörforschung und darüber hinaus.
Welchen (wissenschaftlichen) Anspruch verbinden Sie persönlich mit Open Science und wie manifestiert sich dieser konkret in Ihrer täglichen Arbeit?
Für mich bedeutet Open Science, die Voraussetzungen für echte Zusammenarbeit zu schaffen. Dazu müssen Daten, Methoden und Ergebnisse nicht nur verfügbar, sondern auch wirklich zugänglich und für andere nutzbar sein. Es reicht nicht aus, Code oder Daten ohne Kontext hochzuladen. Die gemeinsame Nutzung sollte es Forscher:innen aus verschiedenen Bereichen ermöglichen, auf der Arbeit anderer aufzubauen. In meiner täglichen Praxis konzentriere ich mich deshalb auf eine klare Dokumentation, transparente Methoden und reproduzierbare Analysen. So stelle ich sicher, dass meine Forschung von einer breiteren Community verstanden und wiederverwendet werden kann.
Wie sähe eine ideale Open Science-Welt für Sie aus?
In einer idealen Welt der offenen Wissenschaft wäre der Zugang zu Wissen nicht durch Bezahlschranken oder institutionelle Barrieren eingeschränkt. Jeder Mensch hätte die Möglichkeit, sich unabhängig von seinem Hintergrund oder Standort an der Forschung zu beteiligen, einen Beitrag zu leisten und innovativ zu sein. Eine Kultur der Offenheit, der Integrität und des Lernens aus Fehlern würde die Wissenschaft vorantreiben.
Abschließend: Welchen Ratschlag haben Sie für Open Science-Neulinge?
Offene Wissenschaft zu praktizieren, kann sich anfangs entmutigend anfühlen, macht die Forschung aber tatsächlich einfacher, glaubwürdiger und auf lange Sicht wirkungsvoller. Fangen Sie klein an und konzentrieren Sie sich auf Transparenz und Reproduzierbarkeit in Ihrer aktuellen Arbeit, beispielsweise durch die gemeinsame Nutzung von Daten oder eine klare Dokumentation. Diese Fähigkeit wird Ihnen während Ihrer gesamten Laufbahn von Nutzen sein. Es gibt auch eine unterstützende Gemeinschaft, die Ihnen dabei hilft.
Teammitglieder: Sumbul Jafri, Daniel Berg, Mareike Buhl, Matthias Vormann, Samira Saak,Kirsten C. Wagener, Christiane M. Thiel, Andrea Hildebrandt & Birger Kollmeier