• Wie entstehen Selbst- und Weltbilder? Damit befassten sich Experten aus Japan und Deutschland in einem gemeinsamen Workshop an der Universität Oldenburg.

  • Universitätspräsident Hans Michael Piper begrüßte zum Auftakt die Teilnehmer des Workshops "Genealogie des Subjekts".

  • Universitätspräsident Hans Michael Piper (l.) mit dem Oldenburger Soziologen Thomas Alkemeyer (r.) und dem japanischen Delegationsleiter und Philosophen Keiichi Komatsu, die die Kooperation künftig noch vertiefen wollen. Fotos: Markus Hibbeler

"Positiv befremdlich" - deutsch-japanischer Workshop

Körperliche Bestrafung im Schulsport, Überlegungen des Aristoteles zur Trunkenheit oder die bunte Welt der „Lolita“: Anhand von Beispielen wie diesen analysierten Experten aus Japan und Deutschland an der Universität Oldenburg die Entstehung von Selbst- und Weltbildern.

Körperliche Bestrafung im Schulsport, Überlegungen des Aristoteles zur Trunkenheit oder die bunte Welt der „Lolita“: Anhand von Beispielen wie diesen analysierten Experten aus Japan und Deutschland an der Universität Oldenburg die Entstehung von Selbst- und Weltbildern.

Thema des gemeinsamen dreitägigen Workshops war die Genealogie des Subjekts, also die Entstehung von Selbst- und Weltbildern aus sozialen, geistesgeschichtlichen und kulturellen Konstellationen heraus. Eingeladen hatten das Wissenschaftliche Zentrum „Genealogie der Gegenwart“ der Universität sowie das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Oldenburger Graduiertenkolleg „Selbst-Bildungen“.

Im Zentrum stand zum einen die Frage, wie es dazu kommt, dass Menschen sich gesellschaftlichen Anforderungen bereitwillig unterordnen – etwa wenn im Zusammenhang mit Diagnosen wie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) unangepasstes Verhalten mit Medikamenten bekämpft wird.

Zum anderen spürten die Wissenschaftler die – zumeist raren – Situationen auf, in denen sich Kritik an herrschenden Verhältnissen artikuliert. So zeigte der Soziologe Prof. Dr. Koichi Hasegawa von der Tohoku Universität, dass der Protest gegen die Atomkraft nach der Katastrophe von Fukushima immer dann an Schubkraft gewann, wenn die Aktivisten neue Protestformen wie diejenige der „Umbrella Revolution“ in Hongkong aufnahmen und soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook zu nutzen wussten.

In der Diskussion solcher Fälle trat einmal mehr zutage, welche Rolle die geschichtliche Traditionsbildung für das in Japan und Deutschland jeweils gepflegte Verhältnis von Individuum und Gesellschaft spielt. Zugleich, so die Erkenntnis, seien geläufige nationale Stereotypen zu hinterfragen: Bei allen Unterschieden zwischen beiden Ländern bestünden nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene seit langem enge Verbindungen zwischen Europa und Japan. Der Oldenburger Kulturwissenschaftler Norbert Henzel belegte dies für die Populärkultur anhand japanischer Streetfashion. Deshalb lohne es sich, so der Tenor der Schlussdiskussion, neben nationalen Eigenarten auch die vielfältigen Überschneidungen zwischen den Kulturen in den Blick zu nehmen.

In diesem Sinne habe der Workshop eine „positive Befremdung“ bewirkt, bilanzierte der Leiter der japanischen Delegation, der Philosoph und Kant-Experte Prof. Keiichi Komatsu von der Sendai Universität. Gemeinsam mit dem Oldenburger Soziologen Prof. Dr. Thomas Alkemeyer, der auf deutscher Seite für die Kooperation verantwortlich zeichnet, ist er fest entschlossen, die Zusammenarbeit der deutsch-japanischen Forschergruppe in den kommenden Jahren noch zu vertiefen.

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