Die Universität tut viel, um die Gesundheit von Studierenden und Beschäftigten zu fördern. Im Interview erklären Tim Wohlann und Leon Hoffmann, welche Rolle dem Betrieblichen und Studentischen Gesundheitsmanagement dabei zukommt.
Worum geht’s beim Betrieblichen und Studentischen Gesundheitsmanagement?
Tim Wohlann: Beim Studentischen Gesundheitsmanagement wollen wir die Gesundheit der Studierenden fördern und eine unterstützende Umgebung schaffen, damit sie ihr akademisches Potenzial bestmöglich entfalten können. Wir wollen dabei Einfluss auf die Studienbedingungen und den Lern-Lehr-Bereich nehmen und diese gesundheitsförderlich gestalten.
Leon Hoffmann: Unsere Aufgabe im Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist es, die allgemeinen Arbeitsbedingungen an der Universität gesundheitsfördernd zu gestalten und Beschäftigte dabei zu unterstützen, ein gesundes Leben führen zu können. Wir nehmen dabei sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit in den Blick und setzen an unterschiedlichen Punkten an – sowohl systemisch bei den Strukturen und Prozessen als auch bei individuellen Faktoren wie der Ernährung oder der Frage, wie man sich in einem von Bewegungsarmut geprägten Arbeitsplatz besser bewegt.
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist schon lange etabliert, das Studentische Gesundheitsmanagement wurde erst im Jahr 2022 begründet. Was war der Anlass?
Wohlann: Es gibt immer mehr Daten, die zeigen, dass sich die Gesundheit der Studierenden in Deutschland aufgrund vielfältiger Faktoren verschlechtert. Gegen diesen Trend wollten wir aktiv vorgehen. Die Universität hat zwar seit Längerem Einrichtungen wie den Hochschulsport oder den Psychologischen Beratungsservice, die Maßnahmen auf ihrem jeweiligen Gebiet anbieten. Es fehlte jedoch ein Akteur, der sich für die allgemeine Studierendengesundheit an der Universität einsetzt und Maßnahmen bereichsübergreifen initiiert. Die Idee für das Projekt kam vom Hochschulsport. 2022 wurde das Konzept dem Präsidium vorgestellt und fand Zuspruch. Es gibt inzwischen eine Arbeitsgruppe, den Lenkungskreis Studentisches Gesundheitsmanagement, die regelmäßig tagt, um über die Ausrichtung und die Implementierung gesundheitsfördernder Maßnahmen zu sprechen.
Hoffmann: Dass es an der Universität Oldenburg ein Studentisches Gesundheitsmanagement gibt, ist nicht selbstverständlich, denn anders als für das Betriebliche Gesundheitsmanagement gibt es dafür keine gesetzliche Grundlage. Das Präsidium und wir sind aber davon überzeugt, dass eine gesunde Uni nur funktionieren kann, wenn man die Bedingungen so gestaltet, dass alle davon profitieren.
Studierende sind gesundheitlich eine durchaus vulnerable Gruppe.
Wie haben Sie den konkreten Bedarf für Gesundheitsmaßnahmen für Studierende ermittelt?
Wohlann: Es gab eine Umfrage, in der wir nach dem Gesundheitszustand und den Studienbedingungen hier an der Uni Oldenburg gefragt haben. Hier bestätigte sich ein Bild, das auch von anderen Universitäten bekannt war: Studierende sind gesundheitlich eine durchaus vulnerable Gruppe. Viele wechseln zum Studium den Wohnort, kommen in eine neue Umgebung, müssen selbstständiger werden, sich um ihre eigenen Finanzen kümmern und so weiter. All das kann junge Menschen psychisch belasten. Hinzu kommen körperliche Probleme, die denen der Beschäftigten ähneln. In erster Linie treten als Folge der weitverbreiteten Bewegungsarmut Beschwerden wie Verspannungen und Rückenschmerzen auf.
Welche Angebote macht das Studentische Gesundheitsmanagement, um diese Gesundheitsrisiken zu minimieren?
Wohlann: Wir organisieren Kennenlernevents wie „StudiConnect – 5 Minutes for Friends“ oder kleine Sportevents, wie etwa „Wir BeLEBEN den Campus!“, wo sich Studierende zum Frisbeespielen oder Volleyball treffen können. Ein anderes Beispiel ist der „Studi-Running Club“, bei dem man sich zum gemeinsamen Laufen verabreden kann. Auf unserem jährlichen Campusmarkt gibt es frisches regionales und saisonales Obst und Gemüse zu günstigen Preisen. Eine tolle Sache sind auch die neuen Trinkwasserspender, an denen man seine Trinkflaschen auffüllen kann. Aktuell gibt es je einen Spender im Sporttrakt, auf der Ringebene am Campus Wechloy und in der Unibibliothek Haarentor, und es sollen noch mehr werden. Des Weiteren werden in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Technische Bildung Outdoor-Möbelstücke von Studierenden gebaut, die zum Verweilen und entspannen auf dem Campus einladen sollen.
Welche gesundheitlichen Probleme sind unter den Beschäftigten verbreitet?
Hoffmann: Eine große Beschäftigtenbefragung hat kürzlich ergeben, dass wir grundsätzlich eine hohe Arbeitszufriedenheit haben und dass viele Beschäftigte glücklich mit ihrer Arbeit hier sind. Gleichzeitig hat fast die Hälfte der Befragten von emotionaler Erschöpfung berichtet. Diese kann sicherlich nicht ausschließlich nur durch berufliche Ursachen erklärt werden, denn wir erleben alle gerade herausfordernde Zeiten. Hier möchten wir weiter ansetzen, um die Beschäftigten zu unterstützen.
Egal, um welches gesundheitliche Problem es geht: Die Beschäftigten der Uni können sich jederzeit vertrauensvoll an uns wenden.
Welche gesundheitlichen Unterstützungsangebote gibt es an der Uni?
Hoffmann: Egal, um welche gesundheitliche Herausforderung es geht: Die Beschäftigten der Uni können sich jederzeit vertrauensvoll an das Betriebliche Gesundheitsmanagement wenden. Im Rahmen des Weiterbildungsprogramms bieten wir eine Vielzahl von gesundheitsbezogenen Veranstaltungen an. Mit dem Beratung- und Coachingservice für Beschäftigte haben wir darüber hinaus ein kompetentes Team, an das sich Kolleginnen und Kollegen wenden können, wenn sie Herausforderungen am Arbeitsplatz erleben. Auch wenn Konflikte auftreten oder im Privatleben eine schwierige Situation eintritt, kann man sich dort melden. Im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements unterstützen wir Beschäftigte bei der Wiedereingliederung nach längerer Erkrankung. Auch die Beratung des Familienservice wird häufig in Anspruch genommen, etwa wenn Beschäftigte sich fragen, wie sie Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können. Daneben ist die Stabsstelle Arbeitssicherheit eine wichtige Anlaufstelle. Sie berät unter anderem zu Fragen der Ergonomie am Arbeitsplatz oder zum Mutterschutz. Darüber hinaus schätzen wir die Zusammenarbeit mit den Interessenvertretungen, die sich für die Belange der Beschäftigten einsetzen.
Ende April haben Betriebliches und Studentisches Gesundheitsmanagement gemeinsam die ersten „Gesundheitstage“ an der Universität durchgeführt. Was wollten Sie damit erreichen?
Hoffmann: Ziel der Gesundheitstage war es, die Menschen anzuregen, aktiv etwas für ihr Wohlbefinden zu tun – auch mithilfe der Ansprechpartner, die wir ihnen vor Ort vermittelt haben. Das waren etwa der Psychologische Beratungsservice, der Hochschulsport, die Arbeitssicherheit und der Familienservice, aber auch externe Partner wie die Caritas oder die BeKoS. Wir haben gemeinsam mit diesen Einrichtungen und mit Unterstützung des Präsidiums ein breites, dreitägiges Programm mit Online- und Präsenzelementen auf die Beine gestellt. Vor Ort konnten die Teilnehmenden sich zum Beispiel im Yoga, Pilates oder in der Meditation ausprobieren. Hinzu kamen Workshops und Vorträge zu Themen wie Stress- und Zeitmanagement, mentaler Gesundheit im Team und ergonomischem Arbeiten. Viele Veranstaltungen waren bewusst sowohl für Studierende als auch für Beschäftigte offen, weil beide Gruppen teils ähnliche Gesundheitsbelastungen aufweisen. Dabei war uns immer klar, dass ein einzelner Gesundheitstag nicht sehr nachhaltig ist – es ging uns eher darum, die Teilnehmenden für bestimmte Gesundheitsthemen zu sensibilisieren, deren Bedeutung sie sich bisher vielleicht nicht bewusst waren.
Können Sie ein Beispiel geben?
Hoffmann: Ein Beispiel ist das Thema Augengesundheit. Sowohl Studierende als auch Beschäftigte an der Universität verbringen tendenziell immer mehr Zeit vor Bildschirmen, was für die Augen eine Herausforderung sein kann. Mit Übungen, kurzen Pausen und der richtigen Einstellung des Bildschirms kann man seinen Augen viel Gutes tun.
Wie wurden die Gesundheitstage angenommen?
Wohlann: Wir haben schon an den hohen Anmeldezahlen gesehen, dass es ein großes Interesse gibt. Manche Kurse waren innerhalb von Minuten ausgebucht. Insgesamt haben über 400 Menschen an den Gesundheitstagen teilgenommen. Wir haben auch viel Feedback bekommen, das uns wertvolle Impulse für unsere weitere Arbeit und die Konzeption künftiger Angebote liefern wird.
Interview: Henning Kulbarsch