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Das Projekt „DynaDeep”

Küstenobservatorium Spiekeroog (SCO)

Kontakt

Prof. Dr. Gudrun Massmann

Institut für Biologie und Umweltwissenschaften

+49 441/798-4837

  • Das Bild zeigt Gudrun Massmann. Sie steht in einem Labor an einem gläsernen Modellkasten, der mit Sand gefüllt ist. Sie hat ihren Arm auf den Kasten gelegt und lächelt in die Kamera.

    Die Oldenburger Hydrogeologin Gudrun Massmann forscht bereits seit 2021 mit der Forschungsgruppe DynaDeep auf Spiekeroog. Universität Oldenburg / Markus Hibbeler

  • Das Bild zeigt einen gelben Messpfahl, der in der Nordsee am Strand vor Spiekeroog steht. Er ist umgeben von Wasser, Wellen branden am Strand an. Der Himmel ist blau, einige weiße und graue Wolken sind zu erkennen.

    Im Mai 2022 ließ das DynaDeep-Team einen Messpfahl an der damaligen Niedrigwasserlinie am Strand von Spiekeroog errichten. Der sieben Meter hohe Pfahl ist mit modernen Messinstrumenten ausgestattet, die unter anderem kontinuierlich Informationen über Wasserstände und Wellenhöhen liefern. Eine Kamera und ein 3-D Laserscanner erlauben es den Forschenden, das Gelände zu vermessen und so beispielsweise Strandumlagerungen zu erfassen. Gudrun Massmann

  • Das Bild zeigt eine Drohnenaufnahme eines Schiffs mit Bohrausstattung, das auf dem Strand von Spiekeroog trocken auf dem Sand liegt. Auf der rechten Seite sind die Nordsee und ein gelber Messpfahl der Oldenburger Forschungsgruppe DynaDeep zu erkennen.

    Um ein Messstellenbündel an der Mittelwasserlinie am Strand von Spiekeroog zu installieren, kam im August 2022 ein Bohrschiff zum Einsatz. Jairo Cueto

Forschung zu Sandstränden wird international ausgeweitet

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben „DynaDeep” der Oldenburger Hydrogeologin Gudrun Massmann mit rund fünf Millionen Euro für weitere vier Jahre. Ein Großteil der Forschung findet auf Spiekeroog statt.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben „DynaDeep” der Oldenburger Hydrogeologin Gudrun Massmann mit rund fünf Millionen Euro für weitere vier Jahre. Ein Großteil der Forschung findet auf Spiekeroog statt.

 

Am Nordstrand von Spiekeroog befindet sich ein weltweit einzigartiges Observatorium. Es liefert kontinuierlich Daten über das, was passiert, wenn tief im Sand Süßwasser von Land und Salzwasser vom Meer aufeinandertreffen. Dank der aufwändigen Infrastruktur gelang es Forschenden in den vergangenen Jahren erstmals, die Dynamik am Land-Meerübergang bis in größere Tiefen im Detail zu erfassen um beispielsweise die Auswirkungen auf das küstennahe Ökosystem und Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe zu untersuchen. Die Infrastruktur ist Teil der Forschungsgruppe DynaDeep, die unter Leitung der Oldenburger Hydrogeologin Prof. Dr. Gudrun Massmann Anfang 2021 gestartet ist. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben nun für weitere vier Jahre mit bis zu 4,78 Millionen Euro zuzüglich einer Programmpauschale.

„Die erneute Förderung der Forschungsgruppe durch die DFG zeigt, wie erfolgreich die Forschenden ihr wissenschaftliches und technisches Know-how verbinden, um die natürlichen und von Menschen beeinflussten Prozesse am Übergang zwischen Land und Meer genau zu beobachten und zu analysieren“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Ralf Bruder.

Ein gut sichtbarer Messpfahl wurde am Strand von Spiekeroog errichtet

Unter Sandstränden vermischen sich von Land abströmendes Süßwasser und infiltrierendes Salzwasser und bilden, ähnlich wie oberirdische Flussmündungen, ein subterranes Ästuar. Was hier im Verborgenen geschieht, war bisher nur wenig erforscht: Meterhohe Gezeiten und Wellen, die aufs Land treffen, machen die sogenannten Hochenergiestrände für wissenschaftliche Arbeiten schwer zugänglich. „Die technischen Ansprüche an die Forschung sind enorm“, sagt Forschungsgruppenleiterin Massmann. Das Team um die Hydrogeologin ließ daher zu Beginn des Vorhabens die einzigartige Forschungsinfrastruktur aufbauen: Ein am Strand von Spiekeroog gut sichtbarer Messpfahl wurde mit Hilfe eines Bohrschiffes errichtet. Zusätzlich wurden Grundwassermessstellen und ein geophysikalisches Beobachtungssystem für Salzwasser tief im Sand installiert. Diese zeichnen regelmäßig Größen wie Wellenhöhen aber auch Salzgehalt, Druck und Temperatur im Grundwasser auf. 

„Früher dachte man, dass an Stränden kaum biogeochemischer Umsatz stattfindet, weil der Strand hauptsächlich aus Quarzsand besteht“, sagt Massmann. Die Ergebnisse von rund 30 Messkampagnen, die kontinuierlich aufgezeichneten Daten und Studien mit mathematischen Modellen zeigen nun ein völlig anderes Bild: Durch die zweimal täglich wechselnden Gezeiten und Sturmfluten lagert sich der Sand am Strand ständig um. Ein genaues Bild hiervon haben sich die Forschenden unter anderem durch am Messpfahl befestigte Kameras und Drohnenaufnahmen gemacht. 

Diese Dynamik an der Oberfläche wirkt sich bis tief in den Untergrund aus: Große Mengen Salzwasser durchströmen regelmäßig den durchlässigen Sand bis in 30 Meter Tiefe. Mikroorganismen erhalten auf diese Weise regelmäßig neue Nahrung und mit dem Wasser gelangt auch Sauerstoff in große Tiefen. Gleichzeitig strömt das sauerstofffreie landseitige Grundwasser aus der Süßwasserlinse der Insel Richtung Meer. Wenn sich diese sehr unterschiedlichen Wässer im Untergrund mischen, sind die Wechselwirkungen vielfältig.

Künftige Untersuchungen auch in Frankreich und Belgien

Das Ökosystem unter dem Sand sei wie ein Reaktor, in dem komplexe geochemische und biologische Prozesse ablaufen, erklärt Massmann. In der nächsten Projektphase möchte das Team nun unter anderem herausfinden, ob und wie die auf Spiekeroog gewonnenen Ergebnisse auf andere Küsten übertragbar sind. Dafür führen die Forschenden vergleichbare Untersuchungen an Stränden in Belgien und Frankreich durch.

„Die Umsätze von Elementen wie Kohlenstoff oder Stickstoff in Sandstränden sind bislang nicht Teil globaler Modelle zu Stoffkreisläufen“, sagt Massmann. Die Forschung des Teams soll dazu beitragen herauszufinden, ob Sandstrände künftig in solchen Modellen berücksichtigt werden sollten.

An dem Vorhaben DynaDeep („The Dynamic Deep Subsurface of High-Energy Beaches“) sind neben Massmanns Arbeitsgruppe vom Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU) vor allem Forschende des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität beteiligt. Hinzu kommen Partner des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik in Hannover, des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung in Bremen sowie der Universität Kiel. Das Team wird von einem Netzwerk von Kooperationspartnern und lokalen Akteuren unterstützt, darunter das Nationalpark-Haus Wittbülten auf Spiekeroog, die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer (NLPV), die Forschungsstelle Küste des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die Gemeinde Spiekeroog.

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