Zur Person

Der Journalist und Buchautor Prof. Manuel Hartung ist Vorstandsvorsitzender der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS. Er ist der ZEIT mit Unterbrechungen seit mehr als 20 Jahren verbunden, unter anderem als Chefredakteur von ZEIT CAMPUS. 

Mehr

Auftakt 25/26

  • Festredner der Veranstaltung Auftakt 25/26 war der Vorstandsvorsitzende der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, langjährige Journalist und Buchautor Prof. Manuel Hartung. Markus Hibbeler

Die streitbare Universität

Prof. Manuel Hartung hielt am 9. Oktober den Festvortrag beim „Auftakt 25/26”. Dieser Beitrag basiert auf seiner Rede „Die streitbare Universität: Warum Hochschulen dazu beitragen müssen, die Freiheiten unserer Gesellschaft zu verteidigen”.

Prof. Manuel Hartung hielt am 9. Oktober den Festvortrag beim „Auftakt 25/26”. Dieser Beitrag basiert auf seiner Rede „Die streitbare Universität: Warum Hochschulen dazu beitragen müssen, die Freiheiten unserer Gesellschaft zu verteidigen”.

Universitäten müssen streitbare Universitäten sein. Davon bin ich überzeugt. Das ist heute so notwendig wie lange nicht; der Aufstieg der Autokraten, Krieg in Europa, Drohnen über Deutschland: Wir leben in einem Zeitalter der Ungewissheit – wir haben nicht das „Ende der Geschichte“ erreicht, sondern das Ende unserer Geschichte der Naivität. 

Im Zeitalter der Ungewissheit greifen autoritäre politische Kräfte vor allem die Institutionen an, die Ungewissheit begreifbar machen wollen. Medien, Kultur, Wissenschaft.

Universitäten sind Institutionen der Freiheit. Timothy Snyder, der große Historiker, unterscheidet zwei Dimension der Freiheit: die Freiheit VON und die Freiheit ZU.

Die Freiheit VON ist die Freiheit gegen jemanden. Die Freiheit ZU ist die Freiheit, die einen groß werden lässt – die Freiheit der streitbaren Universität. Zu einer streitbaren Universität gehören vier Elemente.

Erstens: Die Fähigkeit, das Böse abzuwehren. Finanziell ist es um die Resilienz unserer Institutionen nicht so gut bestellt – sie hängen am Staatshaushalt. Daher ist es umso wichtiger, starke Institutionen zu haben. Akademische Selbstverwaltung und institutionelles Selbstbewusstsein hängen zusammen. Zudem muss die Krisenreaktionsfähigkeit der deutschen Hochschulen ausgebaut werden. Ein Beispiel: Mit dem Scicomm-Support, gefördert von Volkswagen-Stiftung, Gerda Henkel Stiftung, Klaus Tschira Stiftung und ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, gelingt es, Wissenschaftlern, die in der Öffentlichkeit angegriffen werden, konkret zu helfen.

Umgang mit Ungewissheit als Lernziel

Zweitens ist eine streitbare Universität eine Universität, die das Talent hat, das Gute zu entwickeln. Karl Jaspers sagte einmal, die Arbeit der Universität sei „nur fruchtbar, wenn die Menschen, die dieses Leben der Studien führen, zugleich ergriffen sind von den realen Nöten der Zeit“. Diese Mischung aus Alertness und Empathie brauchen unsere Absolvent:innen. Sie brauchen zudem neues Handwerkszeug: Wenn das Merkmal dieser Zeit Ungewissheit ist, dann ist der Umgang mit Ungewissheit ein Lernziel.

Drittens müssen Universitäten Verbindendes schaffen – und ihre Rolle als Zentralinstitutionen dieser Gesellschaft neu wahrnehmen. Hochschulen sollten ihre dritte Mission ernst nehmen: neben Forschung und Lehre in die Gesellschaft hineinzuwirken. Transfer, Wissenschaftskommunikation, Dialog mit Politik und Gesellschaft müssen in Präsidien und in ihren Agenden oben angesiedelt sein. 

Viertens brauchen Universitäten die Kraft, für das Wehrhafte zu streiten: Snyder definierte fünf Stufen der Freiheit – und als höchste Stufe Solidarität. Nur gemeinsam mit anderen ist der Mensch wirklich frei: „Die Solidarität ist eine hohe und lebendige Form der Freiheit. Sie macht aus Freiheit Gerechtigkeit“, schreibt er. Solidarität kann die Überlebenskräfte der Universität in einem Zeitalter der Ungewissheit stärken. Für sie lohnt es sich zu streiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Keine Nachrichten verfügbar.
Presse & Kommunikation (Stand: 15.10.2025)  Kurz-URL:Shortlink: https://uole.de/p82n12263
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page