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27. Oktober 2025 145/25 Rückblick
80 Jahre akademische Lehrkräftebildung: Ein Umdenken mit Einfluss auf die Gegenwart
Universität Oldenburg blickt zurück auf die Eröffnung der Pädagogischen Akademie an der Peterstraße
Oldenburg. Noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs galt in vielen Teilen Deutschlands: Eine akademische Ausbildung erhalten nur Gymnasiallehrer*innen. Für den Unterricht im sogenannten „niederen Schulwesen“ brauchten Volksschullehrkräfte meist kein Hochschulstudium – statt Bildung standen nach damaligem Verständnis „erzieherische Aufgaben“ im Mittelpunkt. Die Eröffnung der Pädagogischen Akademie Oldenburg am 1. Oktober 1945 steht für ein Umdenken in der Bildungspolitik. Die Universität Oldenburg blickt 80 Jahre später zurück auf den Beginn der breiten Akademisierung der Lehrkräftebildung – und damit auch auf die Vorgeschichte ihrer eigenen Gründung.
„Dass die Pädagogische Akademie und spätere Pädagogische Hochschule 1973 Teil der neu gegründeten Universität Oldenburg wurde, hat im besten Sinne seine Spuren hinterlassen: Die Lehramtsausbildung hatte und hat für die Universität eine hohe Bedeutung – für ihre eigene Entwicklung und ihre gesellschaftliche Verantwortung. Nur hervorragend ausgebildete, kritisch denkende und verantwortungsvolle Lehrerinnen und Lehrer können den Herausforderungen in Schule und Gesellschaft gerecht werden.“, sagte Prof. Dr. Ralph Bruder, Präsident der Universität Oldenburg anlässlich einer Feierstunde in der Aula des Alten Lehrerseminars in der Peterstraße 42, wo 1945 alles begann.
200 Männer und Frauen hatten sich gegen mehr als 600 Bewerber*innen durchgesetzt und durften ihre Ausbildung als Volksschullehrerin oder -lehrer an der Pädagogischen Akademie Oldenburg antreten – der ersten neu eröffneten Ausbildungsstätte für Lehrer*innen seit Kriegsende. Lehrende und Studierende mussten damals selbst kräftig mit anpacken und die Räumlichkeiten erst einmal für den Akademiebetrieb herrichten.
Mit der neuen Pädagogischen Akademie hatten sich die britische Militärregierung und das Staatsministerium Oldenburg für einen Mittelweg in der Volksschullehrkräftebildung entschieden: Die Ausbildung fand nicht mehr wie vor dem Krieg an den Lehrerseminaren statt, aber die Verantwortlichen wollten die angehenden Volksschullehrer*innen auch nicht für ein umfangreiches Studium an die Universität schicken. Das dürfte auch pragmatische Gründe gehabt haben: Nach dem Krieg fehlten Lehrer*innen, die jetzt gut, aber zügig ausgebildet werden sollten.
An der neuen Akademie dauerte die Ausbildung zunächst vier Semester und war geprägt von Pädagogik und Psychologie, den verschiedenen Unterrichtsfächern, aber auch von Musik, bildender Kunst und Dichtung – und von zahlreichen Schulpraktika.
Auch wenn die neue Akademie trotz ihres Anspruchs an ihre Ausbildung zunächst noch weit entfernt war vom wissenschaftlichen Betrieb einer Universität, entwickelte sie sich stetig weiter. Drei Jahre nach Gründung erfolgte die Umbenennung in „Pädagogische Hochschule“. Ab den 1950er-Jahren dauerte das Studium ein Jahr länger – das Ergebnis war eine vertiefte Ausbildung. Auch die angehenden Volksschullehrer*innen spezialisierten sich nun wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Gymnasium immer stärker auf einzelne Unterrichtsfächer und die Möglichkeiten, diese Fachinhalte bestmöglich zu vermitteln. Räumlich gab es ebenfalls Veränderungen: Die PH übernahm 1956 das erste Gebäude an der Ammerländer Heerstraße, dem heutigen Universitätsstandort.
In den 1960er-Jahren folgte der erste Generationenwechsel bei den Hochschullehrenden – immer häufiger berief das Land dafür inzwischen forschungsstarke Wissenschaftler*innen und legte im Beamtengesetz fest, dass Professoren und Dozenten an Pädagogischen Hochschulen solchen an der Universität gleichgestellt waren. Immer deutlicher zeigte sich: Es geht nicht mehr ausschließlich um Erziehung und Wissensweitergabe, sondern auch darum, neue Anforderungen an Bildung, Schule und Unterricht zu erforschen und die Lehrkräftebildung an veränderte Anforderungen anzupassen.
Auch auf Betreiben namhafter Oldenburger Hochschullehrer wie Prof. Dr. Wolfgang Schulenberg, Prof. Dr. Hermann Helmers und Prof. Dr. Heinrich Besuden, selbst ehemalige Studierende der Oldenburger Akademie, schloss Niedersachsen 1969 seine acht Pädagogischen Hochschulen zu einer Einrichtung zusammen. Die neue PH Niedersachsen war ganz offiziell eine wissenschaftliche Hochschule, sollte aber nach Wunsch der Oldenburger Befürworter nur eine Übergangslösung auf dem Weg zu einer Universität in Oldenburg sein.
Bereits ein Jahr später fasste die Landesregierung den Beschluss, eine Universität zu errichten und setzte einen Gründungsausschuss ein. Ein positives Votum des Wissenschaftsrates war der Entscheidung vorausgegangen. Der eingesetzte Gründungsausschuss bestand zu je einem Drittel aus Professoren, Wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Studierenden. Der 5. Dezember 1973 markierte das Gründungsdatum der Universität Oldenburg und die Pädagogische Hochschule wurde Teil der neuen Einrichtung. Im April 1974 folgte die Aufnahme des Studienbetriebs mit acht Diplomstudiengängen und doppelt so vielen Lehramtsstudiengängen.
Bis heute ist die Universität stark von der Pädagogik und Lehrkräftebildung geprägt. Rund 40 Prozent der Studierenden sind angehende Lehrerinnen und Lehrer. Sie studieren an einer Universität, die fest in der Region verankert sowie international und interdisziplinär ausgerichtet ist. Die Universität Oldenburg ist dabei die Einzige in Niedersachsen, die Lehramtsstudiengänge für alle Schulformen bietet – und zwar in 28 Fächern.
Bilder
Das Lehrerseminargebäude an der Peterstraße - hier eine Aufnahme, die aus der Mitte der 1950er-Jahre stammt - war auch Standort der 1945 gegründeten Pädagogischen Akademie. Foto: Stadtmuseum Oldenburg |