Diversitätssensible Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum (DiVerso)
Kontakt
Abteilung Präventions- und Rehabilitationsforschung
Department für Versorgungsforschung
Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Diversitätssensible Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum (DiVerso)
Diversitätssensible Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Ethik in der Medizin, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Kathrin Boerner (Präventions- und Rehabilitationsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Martin Butler (Amerikanistik: Literatur und Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Julia Wurr (Postcolonial Studies, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Förderung: Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur / VolkswagenStiftung
Förderzeitraum: 2025-2029
Angesichts sozialen Wandels, veränderter Geschlechterrollen und verstärkter Migrationsbewegungen gewinnt das Thema „Diversität“ auch in Medizin und Gesundheitsversorgung an Bedeutung. Inzwischen gibt es zahlreiche Konzepte einer diversitätssensiblen, auf die Vielfalt der Bedürfnisse, Orientierungen und Lebenslagen eingestellten Versorgung, die gerade auf die spezifischen Probleme und Vulnerabilitäten marginalisierter Personengruppen eingehen soll. Allerdings werden entsprechende Angebote in der Regel mit einem großstädtisch-metropolitanen Umfeld in Verbindung gebracht. Für die spezifischen Gegebenheiten im ländlichen Raum fehlt es hingegen an vergleichbaren Ansätzen. In öffentlichen Debatten wird ihm oft ein gering ausgeprägtes Diversitätsbewusstsein oder gar die Ablehnung von Diversität nachgesagt. Zugleich sind hier aber auch unerwartete Formen konkret gelebter Diversität anzutreffen, die sich gängigen politisch-weltanschaulichen Frontverläufen und Diskursschemata entziehen.
Das Vorhaben soll Ansätze einer diversitätssensiblen Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum vorantreiben. Dazu untersucht es in Verbindung von Versorgungsforschung, Medizinethik und kultur- sowie sozialwissenschaftlichen Forschungsperspektiven, wie man Diversität hier in konkreten Versorgungskontexten erlebt, bewertet und praktiziert, und wie das Verhältnis von Diversität und Ruralität in öffentlichen, politischen und akademischen Debatten diskursiv konstruiert und verhandelt wird. Dabei fokussieren wir auf Gender, Class und Race/ Migration, sind aber auch offen für weitere Aspekte (Alter, Sexualität, Behinderung etc.) und ihre intersektionale Verschränkung. Exemplarisch werden drei Praxisfelder in den Blick genommen: (a) häusliche Versorgung älterer Menschen durch informelle und semiformelle Akteure wie z.B. migrantische Live-in-Hilfen; (b) stationäre Versorgung im Bereich Mental Health; (c) Ansätze zur technisch assistierten Versorgung mittels Pflegerobotik und Telemedizin.
Zur Exploration der Versorgungspraxis untersuchen wir mit sozialwissenschaftlichen Methoden wie qualitativen Interviews die Sichtweisen, Erfahrungen und Bedarfe von Versorgenden und Versorgten bezüglich des Umgangs mit Diversität in der ländlichen Gesundheitsversorgung. In ethischen Analysen von Gruppendiskussionen beschäftigen wir uns zugleich mit den zugrundeliegenden normativen Verständnissen und Bewertungen von Diversität aufseiten der Beteiligten. Darüber hinaus widmen wir uns aus diskursanalytischer Perspektive den in medialen, politischen und akademischen Debatten hergestellten und erörterten Vorverständnissen, Konzepten und Theorien und untersuchen aufbauend auf kulturwissenschaftlich-machtkritischen Ansätzen international vergleichend entsprechende Darstellungen in verschiedenen Textsorten (Forschungsliteratur, policy papers, Memoirs und kulturelle Repräsentationen) im Spannungsfeld regionaler und globaler Gesundheit.