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DiVerso – Diversitätssensible Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum (2025-2029)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Ethik in der Medizin, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Kathrin Boerner (Präventions- und Rehabilitationsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Martin Butler (Amerikanistik: Literatur und Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Julia Wurr (Postcolonial Studies, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Förderung: Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur / VolkswagenStiftung
Laufzeit: 2025-2029
Angesichts sozialen Wandels, veränderter Geschlechterrollen und verstärkter Migrationsbewegungen gewinnt das Thema „Diversität“ auch in Medizin und Gesundheitsversorgung an Bedeutung. Inzwischen gibt es zahlreiche Konzepte einer diversitätssensiblen, auf die Vielfalt der Bedürfnisse, Orientierungen und Lebenslagen eingestellten Versorgung, die gerade auf die spezifischen Probleme und Vulnerabilitäten marginalisierter Personengruppen eingehen soll. Allerdings werden entsprechende Angebote in der Regel mit einem großstädtisch-metropolitanen Umfeld in Verbindung gebracht. Für die spezifischen Gegebenheiten im ländlichen Raum fehlt es hingegen an vergleichbaren Ansätzen. In öffentlichen Debatten wird ihm oft ein gering ausgeprägtes Diversitätsbewusstsein oder gar die Ablehnung von Diversität nachgesagt. Zugleich sind hier aber auch unerwartete Formen konkret gelebter Diversität anzutreffen, die sich gängigen politisch-weltanschaulichen Frontverläufen und Diskursschemata entziehen.
Das Vorhaben soll Ansätze einer diversitätssensiblen Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum vorantreiben. Dazu untersucht es in Verbindung von Versorgungsforschung, Medizinethik und kultur- sowie sozialwissenschaftlichen Forschungsperspektiven, wie man Diversität hier in konkreten Versorgungskontexten erlebt, bewertet und praktiziert, und wie das Verhältnis von Diversität und Ruralität in öffentlichen, politischen und akademischen Debatten diskursiv konstruiert und verhandelt wird. Dabei fokussieren wir auf Gender, Class und Race/ Migration, sind aber auch offen für weitere Aspekte (Alter, Sexualität, Behinderung etc.) und ihre intersektionale Verschränkung. Exemplarisch werden drei Praxisfelder in den Blick genommen: (a) häusliche Versorgung älterer Menschen durch informelle und semiformelle Akteure wie z.B. migrantische Live-in-Hilfen; (b) stationäre Versorgung im Bereich Mental Health; (c) Ansätze zur technisch assistierten Versorgung mittels Pflegerobotik und Telemedizin.
Zur Exploration der Versorgungspraxis untersuchen wir mit sozialwissenschaftlichen Methoden wie qualitativen Interviews die Sichtweisen, Erfahrungen und Bedarfe von Versorgenden und Versorgten bezüglich des Umgangs mit Diversität in der ländlichen Gesundheitsversorgung. In ethischen Analysen von Gruppendiskussionen beschäftigen wir uns zugleich mit den zugrundeliegenden normativen Verständnissen und Bewertungen von Diversität aufseiten der Beteiligten. Darüber hinaus widmen wir uns aus diskursanalytischer Perspektive den in medialen, politischen und akademischen Debatten hergestellten und erörterten Vorverständnissen, Konzepten und Theorien und untersuchen aufbauend auf kulturwissenschaftlich-machtkritischen Ansätzen international vergleichend entsprechende Darstellungen in verschiedenen Textsorten (Forschungsliteratur, policy papers, Memoirs und kulturelle Repräsentationen) im Spannungsfeld regionaler und globaler Gesundheit.
DFG-Forschungsgruppe: Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens (2025-2029)
Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens
Sprecher der Forschungsgruppe: Prof. Dr. Mark Schweda
Projektverantwortliche in der Abteilung: Prof. Dr. Mark Schweda und Dr. Sonja Deppe
Projektbeteiligte in der Abteilung: Julia Demirdizen, M.A.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Förderkennzeichen: FOR 5022
Laufzeit: 2025-2029
Die DFG-Forschungsgruppe FOR 5022 widmet sich den Wechselbeziehungen zwischen Medizin und der Zeitstruktur guten Lebens. Wir untersuchen in Verknüpfung philosophischer und angewandt ethischer sowie empirischer sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschungsperspektiven, welche Bedeutung medizinische Möglichkeiten für die zeitlichen Aspekte eines guten Lebens haben und welche Rolle zeitliche Aspekte eines guten Lebens umgekehrt für die Einschätzung medizinischer Möglichkeiten spielen. Dabei stehen drei Praxisfelder im Mittelpunkt: erstens die Untersuchung biographischer Phasen und Übergänge in der Behandlung chronisch Herzkranker im jungen und mittleren Erwachsenenalter, zweitens zeitliche Planungs-, Steuerungs- und Optimierungsbemühungen im mittleren Lebensalter im Kontext der Fortpflanzungsmedizin und drittens die (Neu-)Verhandlung des Alterns in der Gesundheitsversorgung älterer Menschen.
In der ersten Förderperiode (Mai 2021 – April 2025) stand zunächst die biographische Zeitlichkeit des Individuums im Vordergrund. Die Forschungsarbeit brachte jedoch zunehmend auch die Relevanz von überindividuellen und vor allem intergenerationellen Zeitdimensionen zutage. Mit dem Schwerpunkt der Generativität stellen wir daher in der aktuellen Förderperiode (Mai 2025 – April 2029) die Frage in den Fokus, inwiefern für ein gutes Leben relevant ist, sich auch über die eigene Lebenszeit hinaus zu orientieren, etwa mit Hinblick auf die Sorge um das Gedeihen der eigenen Nachkommen oder Formen der Weitergabe an künftige Generationen im Allgemeinen. Welche Relevanz kommt derartigen Perspektiven für ein gutes Leben im Horizont medizinischer Möglichkeiten zu und welche Implikationen haben medizinische Möglichkeiten umgekehrt für Generativität als Element eines guten Lebens? In theoretisch-methodologischer Hinsicht erfordert die Bearbeitung dieser Fragestellung insbesondere eine systematischere Berücksichtigung der Bedeutung narrativer Formen der Gestaltung und Vermittlung individueller und überindividueller Zeitstrukturen. Im Oldenburger Teilprojekt F gehen wir mit Blick auf die Gesundheitsversorgung im höheren Lebensalter der Bedeutung der generativen Einbettung des endlichen individuellen Lebens in übergreifende intergenerationelle Zusammenhänge nach. Unser Zentral- und Integrationsprojekt führt die Ergebnisse beider Förderperioden synoptisch zusammen und reflektiert diese mit dem Fokus auf der Relevanz von biographischer und generativer (Dis-)Kontinuität für ein gutes Leben.
Forschungscluster "Zukunft der Pflege" (2024-2029)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Ethik in der Medizin, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein (OFFIS), Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann (Universität Bremen), Prof. Dr. Nils Lahmann (Charité Universitätsmedizin Berlin), Prof. Dr. Christiane Kugler (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Prof. Dr. Christophe Kunze (Hochschule Furtwangen), Dr. Regina Schmeer (Medizinische Hochschule Hannover), Tobias Kley (Pflegewohnhaus am Waldkrankenhaus gGmbH), Sabine Röseler (Hanse Institut Oldenburg), Sven Ziegler (Universitätsklinikum Freiburg), Marlene Klemm (NürnbergStift), Dr. Jörg Traub (Bayern Innovativ GmbH), Prof. Dr. Vera Antonia Büchner (Nürnberg School of Health, Hochschule Ohm)
Projektbeteiligte in der Abteilung: Lena Stange M.Sc.
Förderung: Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)
Förderkennzeichen: 16SV9269
Laufzeit: 2024-2029
Die Pflege in Deutschland steht vor enormen Herausforderungen: Eine stark steigende Zahl Pflegebedürftiger trifft auf einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Gleichzeitig werden pflegerische Interventionen immer komplexer.
Im Rahmen der zweiten Förderphase des Clusters „Zukunft der Pflege“ werden im Cluster 2.0 soziale und technische Innovationen in der Pflege zusammengebracht: Forschung, Wirtschaft und Pflegepraxis arbeiten gemeinsam mit Anwendern an neuen Produkten, die den Pflegealltag in Deutschland erleichtern und verbessern sollen. Ein Kernaspekt des neuen Vorhabens ist das sogenannte Buddy-Konzept, das vorsieht, dass erfahrene Einrichtungen aus dem Cluster mit neuen Partnern zusammengebracht werden, um diese bei der Einführung innovativer Pflegetechnologien zu unterstützen. Auf diese Weise soll gemeinsam mit den Pflegepraxiszentren eine Mentoring-System aufgebaut werden, bei dem die gesammelten Erkenntnisse direkt in den Pflegealltag integriert werden können.
Um diesen Transfer zu erleichtern, wird ein mehrstufiges Verfahren angewandt: In einer Theoriephase werden zunächst Erfahrungen aufbereitet und potenzielle Partner identifiziert. Es folgt eine Praxisphase mit konkreter Implementierung und Begleitung. Abschließend werden die Ergebnisse systematisch evaluiert. Aufgabe der Abteilung Ethik in der Medizin ist es, clusterübergreifend die ethischen und sozialen Aspekte dieser Planung und Implementierung zu untersuchen und zu bewerten. Im Mittelpunkt des von Prof. Mark Schweda geleiteten Teilprojektes steht dabei die Untersuchung der Verteilung von Sorgeverantwortung entlang komplexer, ambulanter und stationärer Settings übergreifender Versorgungspfade.
Kontakt: Lena Stange M.Sc. ([email protected])
Projektwebsite: https://www.cluster-zukunft-der-pflege.de/
Hearaz - Hearable-zentrierte Assistenz: Vom Sensor zur Teilhabe (2024-2028)
Hearaz (Graduiertenkolleg 2969)
Hearable-zentrierte Assistenz: Vom Sensor zur Teilhabe
Projektverantwortliche: Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik), Prof. Dr.-Ing. Tanja Schultz (Universität Bremen, Cognitive Systems Lab), PD Dr. phil. Anna Levke Brütt (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Nachwuchsgruppe Rehaforschung), Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Medizinische Physik), Prof. Ph.D. Haizhou Li (Universität Bremen, AG Machine Listening), Prof. Dr. med. Andreas Radeloff (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde), Prof. Dr. Mark Schweda (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Ethik in der Medizin), Prof. Dr. med. Karsten Witt (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Neurologie), Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann (Universität Bremen, Pflegewissenschaftliche Versorgungsforschung), Prof. Dr. med. Tania Zieschang (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Geriatrie)
Projektbeteiligter in der Abteilung: Gesine Buurman, M.Sc.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Förderkennzeichen: 512960146
Projektlaufzeit: 2024-2028
Die Vision des Graduiertenkollegs HEARAZ ist die Entwicklung einer neuen Generation ohrnaher vernetzter Assistenzsysteme („Hearables“) und ihre Einbettung in die Versorgungs- und Lebenspraxis. Durch die intelligente Vernetzung von Hörgeräten mit Sensoren und externen Geräten sollen Hearables zu einer mobilen, personalisierten „Gesundheitszentrale am Ohr“ werden. Ziel ist es, über die reine Hörverbesserung hinaus die Wahrnehmung, Kommunikation und Mobilität der Trägerinnen und Träger zu fördern, um ihre gesellschaftliche Teilhabe zu stärken – auch bei gesundheitlichen Einschränkungen, erhöhter Vulnerabilität und wachsender Diversität. Das Graduiertenkolleg vereint Expertisen aus Signalverarbeitung, Maschinellem Lernen, klinischer Forschung sowie Ethik, Recht und Sozialwissenschaften. Es verfolgt einen inter- und transdisziplinären Ansatz, um technische und soziale Innovationen von Beginn an mit den Perspektiven der späteren Nutzenden zusammenzudenken. So werden Grundlagenforschung, Entwicklung und Evaluation technischer Systeme sowie deren ethische und gesellschaftliche Implikationen integriert betrachtet.
Das ethische Teilprojekt „Vernetzte Assistenz und Wertepluralismus: Nutzendenperspektiven technischer Assistenzsysteme im Kontext kognitiver Beeinträchtigungen“ untersucht moralische Erwartungen und Wertkonflikte, die beim Einsatz von Hearables in sozialen Sorgebeziehungen auftreten können – besonders im Kontext kognitiver Beeinträchtigungen bei Demenzerkrankungen. In zunehmend diversen und wertpluralen Gesellschaften prallen hier unterschiedliche Interessen von Nutzenden, pflegenden Angehörigen, professionell Pflegenden und weiteren Stakeholdern aufeinander. Ziel des Teilprojekts ist es, diese unterschiedlichen Perspektiven und moralischen Anforderungen systematisch zu erfassen und für die Technikentwicklung fruchtbar zu machen. Durch qualitative Forschung, ethische Analyse und partizipative Co-Design-Methoden sollen technische Lösungen entstehen, die den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden und die Akzeptanz von Hearables im Alltag verbessern.
Kontakt: Gesine Buurman, M.Sc. ([email protected])
Projektwebsite: https://www.hearaz.de/
Arbeitsgemeinschaft intergenerationelle Gesundheitsethik
Projektbeteiligte in der Abteilung: Prof. Dr. Mark Schweda, Niklas Ellerich-Groppe, M.A.
Mitglieder: Prof. Dr. Claudia Bozzaro, Prof. Dr. Christoph Rehmann-Sutter, Prof. Dr. Silke Schicktanz, Prof. Dr. Mark Schweda, Niklas Ellerich-Groppe, Dominik Koesling
Laufzeit: seit 2021
Die Arbeitsgemeinschaft intergenerationelle Gesundheitsethik (AiG) ist ein Forschungsnetzwerk, das sich medizin- und bioethischen Fragen widmet, die das Verhältnis zwischen Generationen und generell die Ausrichtung auf die Zukunft betreffen. Dazu gehören u.a. gesundheitsbezogene Fragen der Nachhaltigkeit, der Klimagerechtigkeit, der Genetik und der Prävention. Sie thematisiert Medizin als dynamisches Feld interprofessioneller sozialer Praktiken, die sich in gesellschaftlichen und politischen Kontexten entwickeln und verändern. Sie verfolgt Ansätze zur ethischen Reflexion, die von Beziehungen aus denken, für Fragen der Ungerechtigkeit sensibel sind und auch sozial- und kulturwissenschaftliche Ansätze mit einbeziehen. Desweiteren sind Methoden der mittel- bis langfristigen normativen Bewertung, der Antizipation und der Zukunftsentwürfe Gegenstand ihrer ethischen Auseinandersetzung.
Kontakt: Niklas Ellerich-Groppe, M.A. ([email protected])
Projektwebsite: https://uole.de/medizinethik/forschung/aig
The Future of Intergenerational Solidarity beyond the Pandemic: Empirically-Informed Ethical Analysis and Public Deliberation (FuturISE) (2024-2028)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Ethik in der Medizin, Universität Oldenburg), Dr. Larissa Pfaller (Institut für Soziologie, FAU Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Andreas Motel-Klingebiel (Universität Linköping, Schweden), Prof. Paul Higgs (University College London, UK)
Projektbeteiligter in der Abteilung: Eva Katharina Boser, M.A.; Lena Dörmann, M.Sc.; Niklas Ellerich-Groppe, M.A.
Förderung: VolkswagenStiftung
Förderkennzeichen: Az. 9D251
Laufzeit: 2024-2028
Die COVID-19-Pandemie kann als multidimensionaler "Stresstest" für die Solidarität zwischen den Generationen betrachtet werden. So löste sie in verschiedenen Ländern Kontroversen über die moralischen Beziehungen und Verantwortlichkeiten zwischen den Generationen aus. Während sich die einen auf den Begriff der Solidarität beriefen, um bevölkerungsweite restriktive Maßnahmen zum Schutz älterer Menschen zu rechtfertigen, erwarteten andere wiederum von den Alten, sich zu isolieren, um eine möglichst baldige Rückkehr in das normale gesellschaftliche Leben zu ermöglichen. Andernorts wechselten die politischen Reaktionen von einer anfänglichen Strategie der Herdenimmunität über eine Politik der Isolation und sozialen Distanzierung bis hin zu einer weitreichenden Aussetzung restriktiver Maßnahmen. Die damit einhergehenden öffentlichen Debatten berührten grundlegende Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie der Legitimität moralischer und rechtlicher Ansprüche. Angesichts weiterer Herausforderungen, die den Zukunftshorizont der europäischen Gesellschaften verändern, wie des Kriegs in der Ukraine, des demographischen Wandels und der Klimakrise, gewinnen derartige Fragen weiter an Bedeutung.
Das Projekt zielt auf eine vergleichende sozio-empirische Exploration, moralphilosophische Klärung und öffentliche Deliberation von Ideen und Vorstellungen intergenerationeller Solidarität in Deutschland, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Ausgehend von den Erfahrungen der Pandemie geht es dabei um die empirisch informierte partizipative Entwicklung moralisch akzeptabler und sozial nachhaltiger Zukunftsvisionen für die Beziehungen zwischen Generationen sowohl auf nationaler als auch auf transnationaler Ebene.
Die Ergebnisse können damit nicht nur aus sozialwissenschaftlicher und moralphilosophischer Perspektive zu einem besseren Verständnis grundlegender moralischer Beziehungen zwischen den Generationen beitragen, sondern diese Einsichten ebenso unmittelbar für die Zukunft greifbar machen.
Kontakt: Eva Katharina Boser, M.A. ([email protected]);
Niklas Ellerich-Groppe, M.A. ([email protected])
Projektwebsite: www.futurise-research.de
HWK-Studiengruppe: Zukunftsverweigerung: Praktiken des Widerstands und Scheiterns
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Ethik in der Medizin), Dr. Annette Leibing (Hanse Wissenschaftskolleg/Universität Montreal)
Projektbeteiligter in der Abteilung: Prof. Dr. Mark Schweda
Mitglieder: David Benatar (Cape Town), Claudia Bozzaro (Kiel), James Crossley (Bedford), Luiz Fernando Duarte (Rio de Janeiro), Lee Edelman (Tufts), Nolen Gertz (Twente), Line Grenier (Montreal), Ulla Kriebernegg (Graz), Annette Leibing (Montreal), Virginie Tournay (Paris), Matthew Wolf-Meyer (Troy), Matthew Worley (Reading), Isaac Yuen (Vancouver)
Förderung: Hanse Wissenschaftskolleg (HWK)
Förderdauer: 2023-2026
Das umfassende Paradigma der Prävention – von der aktiven Vorbeugung von Erkrankungen bis zur Absicherung gegen alle möglichen Katastrophen – fordert uns auf, unser künftiges Leben, unseren Körper und unsere Gesundheit nicht als gegebenes Faktum, sondern als Projekt anzusehen, d. h. als etwas, das durch Vorhersage, Planung und Intervention verantwortungsvoll gestaltet werden kann und soll. Die moralischen Implikationen und soziokulturellen Folgen dieses Trends zur Projektion und Planung individueller wie kollektiver „Bio-Zukünfte“ stehen im Zentrum intensiver Auseinandersetzungen in Philosophie, Angewandter Ethik und den Sozial- und Kulturwissen-schaften. Dagegen hat die parallele Entwicklung gegenläufiger, subversiver oder oppositioneller Strategien, die Ansprüche von (Bio-)Zukünften zu unterlaufen oder ihnen zu widerstehen, bisher kaum systematische Beachtung gefunden. Dies stellt ein Forschungsdesiderat dar, da diese Praktiken des Widerstands oder Scheiterns für unsere Gegenwart ebenso bedeutsam erscheinen wie ihre „futuristischen“ Gegenstücke und eine kulturelle Ressource kreativer Imagination, Bewältigung und Rechtfertigung darstellen, die es zu erforschen und kritisch zu bewerten gilt.
Diese interdisziplinäre HWK Study Group beschäftigt sich mit der Vielfalt der Formen der „Zukunftsverweigerung“. Dazu gehören alte und neue kulturelle Praktiken, die dazu dienen, der Konfrontation mit dem Morgen aus dem Weg zu gehen, Vorausschau und Planung zu verweigern und sich der Verantwortung für künftige Entwicklungen zu entziehen, um stattdessen etwa auf Schicksal oder Zufall zu setzen (z. B. Verwendung von Zufallsgeneratoren bei der Entscheidungs-findung, Insistieren auf dem Recht auf Nichtwissen, Erteilung von Vorsorgevollmachten). Zum Teil sind solche Praktiken von ein Bewusstsein der Unvorhersehbarkeit und Kontingenz getragen und zum Teil eher von expliziten philosophischen oder spirituellen Lehren (z. B. Praktiken der „Achtsamkeit“, zyklischen Zeitvorstellungen). Andere Ansätze sind eher von pessimistischen Haltungen, einer Anerkennung der Notwendigkeit des Scheiterns oder einem defätistischen Rückzug in die Vergangenheit geprägt (z. B. der „No Future“-Slogan des Punk, Queer Temporalities, Nostalgie und Retrotrends). Darüber hinaus gibt es Bewegungen, die auf Theorien und Weltanschauungen beruhen, die die Zukunft leugnen oder limitieren (z. B. Anti-Natalismus, apokalyptische Erwartungen und säkulare Weltuntergangsszenarien). Unsere Gruppe bringt Perspektiven aus den Bereichen Kulturanthropologie, Soziologie, Geschichte, Kunst, Bioethik, Philosophie, Science and Technology Studies u. a. sowie von direkt betroffenen Personen zusammen, um das Phänomen der „Zukunftsverweigerung“ in seiner Vielgestaltigkeit zu analysieren und zu erörtern.
Kontakt: Prof. Dr. Mark Schweda ([email protected])
TriaDe - Osteuropäische Live-In Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz
Projektverantwortliche: Dr. Milena von Kutzleben (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Organisationsbezogene Versorgungsforschung), Prof. Dr. Jo Reichertz (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Prof. Dr. Mark Schweda (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Ethik in der Medizin)
Projektbeteiligter in der Abteilung: Matthias Hauer, M.A.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Förderkennzeichen: 509885213
Projektlaufzeit: 2023-2026
Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen mit Demenz wohnt in Privathaushalten. Die Angehörigen, welche sie betreuen, kommen schnell an die Grenze ihrer Belastbarkeit und sind mit der Fülle der Aufgaben oft überfordert. Eine Hilfe bei der Versorgung sind deshalb Betreuungskräfte, die für einen begrenzten Zeitraum im Haushalt der zu versorgenden Person wohnen: so genannte live-in Hilfen, die meist aus osteuropäischen Ländern stammen. Ob, wie und unter welchen Umständen der Einsatz von live-in Hilfen den Menschen mit Demenz, aber auch den Angehörigen hilft, darüber ist bislang wenig bekannt. Das neue DFG-Projekt, in dem Fachleute aus den Bereichen Versorgungsforschung, Pflegewissenschaft und Ethik in der Medizin von der Universität Oldenburg und Kommunikationswissenschaft vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen zusammenarbeiten, soll hier Aufklärung bringen.
Im ethischen Teilprojekt sind Fragen nach der angemessenen Zuschreibung und Verteilung von Sorgeverantwortung innerhalb der Triade von zentralem Interesse. Moralische Konflikte innerhalb der triadischen Konstellation zwischen Angehörigen, Gepflegten und Live-Ins sollen unter diesem Gesichtspunkt ethisch analysiert werden. Zusätzlich werden auch rechtliche und (medial vermittelte) gesellschaftliche Diskurse untersucht, um Kontexte und normative Rahmenbedingungen dieser Sorgearrangements besser zu verstehen. Ziel ist es, ein differenziertes Bild von der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz durch Live-Ins zu bekommen und so auch zu einer empirisch informierten ethischen Einschätzung dieser Versorgungsform beizutragen.
Kontakt: Matthias Hauer, M.A. ([email protected])
Projektwebsite: https://uole.de/ovf/projekte/triade
Theoretische, ethische und soziale Implikationen von KI für neuropsychiatrische Forschung und Praxis (TESIComP)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Stefan Teipel (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) in der Helmholtz-Gemeinschaft, Standort Rostock), Prof. Dr. Oliver Gruber (Universitätsmedizin Heidelberg)
Projektbeteiligter in der Abteilung: Eike Buhr
Förderung: Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)
Förderkennzeichen: 01GP2216A
Laufzeit: 2023–2026
KI-basierte Ansätze wie maschinelles Lernen mittels neuronaler Netze finden zunehmend Einsatz in der neuropsychiatrischen Forschung und Praxis. Sie sollen eine präzisere Prädiktion, Früherkennung und Diagnose und damit auch eine gezieltere Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen ermöglichen. Allerdings ist die Grundlage der mit diesen Verfahren der computationalen Psychiatrie erzielten Ergebnisse für professionelle Anwender wie auch für Patientinnen bzw. Patienten und deren Angehörige oft nicht mehr ohne Weiteres nachvollziehbar. Diese Opazität, also die Undurchschaubarkeit KI-basierter Ansätze, wirft grundlegende theoretische, ethische und soziale Fragen für die neuropsychiatrische Forschung und Praxis auf: Wie verändern KI-basierte Expertensysteme unser Verständnis der Psychiatrie und neuropsychiatrischer Erkrankungen? Welche Auswirkungen haben sie auf die Rolle des Arztes bzw. der Ärztin, die Identität von Patientinnen bzw. Patienten und das Verhältnis zwischen beiden?
Das übergreifende Ziel dieses interdisziplinären Verbundvorhabens ist die empirische Identifikation, ethische Bewertung und wissenschaftliche Beurteilung theoretischer und praktischer Implikationen und Konsequenzen der computationalen Psychiatrie auf den Ebenen der neuropsychiatrischen Forschung und der klinischen Praxis. Der Fokus liegt dabei auf zwei prominenten Anwendungsfeldern von KI-basierten Ansätzen: Alzheimer-Krankheit und depressive Störungen. Zur Auseinandersetzung mit den genannten Fragestellungen kombiniert das Projekt ethische und sozialwissenschaftliche Methoden. In einer ersten theoretischen Phase wird durch Literaturanalysen, Experteninterviews und Fokusgruppen eine aktuelle und praxisnahe Übersicht des State of the Art erarbeitet. In einer zweiten explorativen Phase nutzen wir Methoden qualitativer Sozialforschung zur Analyse der Sicht von Forschenden, klinisch arbeitenden Personen und Patientinnen bzw. Patienten. Die dritte, evaluative Phase ist der wissenschaftstheoretischen und ethischen Auswertung des Datenmaterials gewidmet und schließt ein Delphi-Verfahren mit führenden Expertinnen und Experten ein. Die Ergebnisse werden in wissenschaftlichen Fachpublikationen veröffentlicht und fließen in empirisch informierte ethische Empfehlungen für die psychiatrische Praxis, die Technikentwicklung und politische Entscheidungsträger ein.
Kontakt: Eike Buhr ([email protected])
Projektwebsite: http://www.ki-neuropsychiatrie.de/
Cross-border Health Data Compass as a Basis for Comparative Studies (TP1 CHARE-GD I)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Andreas Hein, Prof. Dr. Mark Schweda, Prof. Dr. Jochen Mierau, Prof. Dr. Viola Angelini, Dr. Tobias Vogt
Projektbeteiligte: Dr. Sebastian Specht (OFFIS)
Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)
Laufzeit: 2021–2024
Als überwiegend ländlich geprägter Raum mit nur wenigen städtischen Ballungszentren ist für die Ems-Dollart-Region das Zusammenspiel zwischen Gesundheit und Mobilität im Lebensverlauf und dem (sozioökonomischen) Umfeld von großer Bedeutung. Vergleichende Studien zu Gesundheit und Mobilität im Lebensverlauf benötigen verlässliche kleinräumige Daten, vorzugsweise bis auf die individuelle Ebene, zu Demographie, Sozioökonomie, Verkehrsinfrastruktur und der Struktur des Gesundheitssystems. Dies ist auch entscheidend für die Erleichterung der Inanspruchnahme grenzüberschreitender Gesundheitsdienstleistungen. In einem iterativen Prozess wird dieses Teilprojekt von CHARE-GD I einen grenzüberschreitenden Gesundheitsdatenkompass (Cross-border Health Data Compass, CHDC) entwickeln, um Studien im Bereich der öffentlichen Gesundheit, der Versorgungsforschung und der klinischen Forschung zu unterstützen, die Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze zu untersuchen und die Verbesserung der Inanspruchnahme von Versorgungsleitungen für Patientinnen und Patienten in der Region zu unterstützen. In einer ersten Untersuchungsschiene zur Bedarfsanalyse werden verschiedene Gruppen von Stakeholdern zu ihren Datenbedarfen befragt und bestehende Datenquellen ermittelt. In einer zweiten technischen Implementierungsschiene fließen die Ergebnisse in einen Softwareentwicklungsprozess ein, in dem Datenstrukturen definiert und implementiert werden. In einer dritten Evaluierungsschiene werden Umfang, Präsentation und Funktionalität der aggregierten und harmonisierten Daten von den Akteuren/Hauptverantwortlichen der drei Teilprojekte in Fokusgruppendiskussionen überprüft und in Übereinstimmung mit den Datenschutzbestimmungen der Länder freigegeben. Der grenzüberschreitende Gesundheitsdatenkompass wird eine wichtige Grundlage und ein wichtiges Instrument für künftige grenzüberschreitende Forschungsprojekte darstellen. Er wird Forschenden nationale und grenzüberschreitende Daten zur Verfügung stellen und den Zugang zu Datenquellen erleichtern. Forschenden in klinischen Kontexten/Studien werden Mittel zur Verfügung gestellt, um Forschungsdaten zu grenzüberschreitenden Indikatoren zu aggregieren. Durch die Schaffung einer grenzüberschreitenden Perspektive für die Erbringung von Dienstleistungen und die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung wird der potenzielle Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie Gesundheitsdienstleister gleichermaßen erhöht.
Kontakt: Dr. Sebastian Specht ([email protected])
Projektwebsite: uol.de/en/cbi/research/projects [ENG]
The Use of Closed Doors in Dementia Wards. Comparing Cultural and Moral Perspectives as well as Contexts for Mutual Learning in the Cross-border Region (CHARE-GD II Subproject V)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Mark Schweda, Dr. Elleke Landeweer (University of Groningen)
Projektbeteiligte: Aurelija Dagilyte-Drevel (University of Groningen)
Förderung: Ministry of Science and Culture of Lower Saxony (MWK)
Förderkennzeichen: ZN3831
Laufzeit: 2022–2023
Strategien geschlossener Türen auf Demenzstationen sind umstritten, da sie die individuelle Freiheit und Mobilität der Bewohnenden einschränken und moralische Fragen bezüglich der angemessenen Balance zwischen Freiheit und Sicherheit aufwerfen. Sowohl in deutschen als auch in niederländischen Pflegeheimen werden verschiedene Weisen des Umgangs mit diesem Problem umgesetzt. Es mangelt jedoch an Wissen darüber, welche Maßnahmen aus welchen Gründen, unter welchen Umständen und mit welcher Wirkung eingesetzt werden. Vor diesem Hintergrund geht das Projekt den folgenden Forschungsfragen nach: Welche Strategien werden in beiden Regionen eingesetzt, um Hinlauftendenzen der Bewohnenden einzudämmen bzw. ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu schützen, und wie wird deren Erfolg eingeschätzt? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den beiden Regionen und zwischen den moralischen Perspektiven des Gesundheitspersonals in Bezug auf den Einsatz geschlossener Türen? Wie können beide Seiten der Grenze ihre Praxis durch Wissensaustausch und gegenseitiges Lernen sowie durch die Verbreitung unserer Ergebnisse verbessern? Die Studie folgt einem Mixed-Methods-Design, das mit einer Literaturrecherche beginnt, um die untersuchten Interventionen und ihre Vor- und Nachteile zu erfassen, sowie mit einer Dokumenten- und Strategieanalyse. Im quantitativen Teil werden in 4 Pflegeeinrichtungen pro Region Daten über jeweils 10-15 Bewohnende erhoben. Für den qualitativen Teil werden Interviews mit Stakeholdern und Beobachtungen auf Station durchgeführt. Pro Einrichtung werden die ersten Ergebnisse in einer heterogenen Fokusgruppe diskutiert. Die Ergebnisse werden verglichen und aus ethischer Perspektive analysiert. Zur Validierung und Umsetzung werden Besuche vor Ort zwischen den Regionen organisiert und ein Symposium zur Entwicklung gemeinsamer Empfehlungen abgehalten.
Kontakt: Dr. Elleke Landeweer ([email protected])
Projektwebsite: uol.de/en/cbi/research/projects [ENG]
Moralische Konflikte in der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz durch eine live-in Hilfe in Deutschland und Israel: Eine komparative-ethische Exploration und Analyse (MoDeCare)
Projektverantwortliche: Dr. Merle Weßel (Ethik in der Medizin, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) (PI), Dr. Milena von Kutzleben (Organisationsbezogene Versorgungsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Mark Schweda (Ethik in der Medizin, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Liat Ayalon (Bar Ilan University)
Projektbeteiligte in der Abteilung: Dr. Merle Weßel, Anna-Eva Nebowsky M.A.
Förderung: VolkswagenStiftung
Förderkennzeichen: 11-76251-2684/2021 ZN 3864
Laufzeit: 2022–2024
Durch den demografischen Wandel wird der Anteil älterer und hochaltrigen Menschen in unserer Gesellschaft in Zukunft zunehmen. Dies bedeutet auch einen Anstieg von Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Demenzerkrankungen zeichnen sich durch den sukzessiven Verlust kognitiver Fähigkeiten aus und werden von einem erhöhten Pflege- und Hilfsbedürfnis begleitet. Der steigende Bedarf an Pflegekapazitäten lässt sich nicht ausreichend von professionellem Pflegepersonal decken und kann auch nicht allein von pflegenden Angehörigen geleistet werden. Sogenannte live-in Arrangements sollen diese Versorgungslücke füllen. Damit sind Arrangements gemeint, die häufig von Familienangehörigen initiiert, den Einzug einer ausländischen 24-Stunden Betreuungskraft bedeuten. Diese live-in Arrangements haben eine hohes Konfliktpotenzial sowohl auf der sozialen und rechtlichen, wie auch der moralischen Ebene. Während in Deutschland diese Arrangements sich oft in einem rechtlich unklaren Raum bewegen, gelten in Israel verbindliche, rechtskräftige Regularien.
Das Projekt MoDeCare untersucht mit einem Ansatz der komparativen empirisch-ethischen Exploration die moralischen Konflikte in live-in Arrangements in Deutschland und Israel. Im Fokus stehen die moralischen Konflikte innerhalb der Triade, in Bezug auf die Rollenverteilung in der Familie, die Verortung der Pflegeverantwortung und das interkulturelle Konfliktpotenzial, wie auch die Meso-Ebene der Organisation und die Macro-Ebene der politischen und rechtlichen Strukturen. Dafür werden Gruppeninterviews innerhalb der Triade geführt, sowie Expert*inneninterviews.
Das Ziel des Projektes ist ein Verständnis von moralischen Konflikten in Versorgung von Menschen mit Demenz durch eine live-in in Deutschland und Israel zu erhalten umso empirisch-informierte Empfehlungen für Versorgende und Politik zu formulieren.
Kontakt: Dr. Merle Weßel ([email protected]), Anna-Eva Nebowsky M.A. ([email protected])
Projektwebsite: uol.de/medizinethik/forschung/projekte/modecare