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Robert Mitschke

S 1-156

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Forschungsfelder

Die Forschungsfelder, denen die Projekte zugeordnet sind, markieren keine strikt voneinander abgegrenzten Forschungsgebiete, sondern sind als Fokussierungen zu verstehen, die sich im Sinne unserer Forschungsanalytik wechselseitig aufeinander beziehen.

A) Prozessualität und Sequenzialität: Ausbildung von Dispositionen

In diesem Forschungsfeld geht es in einer diachron-prozessualen Perspektive um die Ausbildung von physischen, affektuellen und kognitiven Dispositionen, die zur Teilnahme an den Praktiken verschiedener sozialer Felder befähigen, indem sie es Menschen gestatten, sich selbst auf die kontingenten Vollzüge dieser Praktiken einzustellen.

II. Motive der Fügsamkeit. Zur historischen Semantik der Treue in der neueren deutschen Geschichte

Abstract

Wie in einem politischen Gemeinwesen Herrschaft und Gefolgschaft zusammenwirken, offenbart sich in Situationen, in denen der Zusammenhalt dieses Gemeinwesens bedroht ist. Zu den extremsten Herausforderungen für eine politische Handlungsgemeinschaft zählen Kriege. Um sie führen zu können, versucht der Staat, die in Friedenszeiten eingeübte “Fügsamkeit“ (Max Weber) der Beherrschten zu mobilisieren. Im Kriegsfall ist zuerst die Fügsamkeit des Militärs gefragt, symbolisiert durch den Treueid auf die Fahne. Doch auch über den militärischen Bereich hinaus tragen Treuekonzepte dazu bei, die Loyalität der Bürger zum Staat sicherzustellen und für den Krieg dienstbar zu machen. Dabei fügt die Selbstbindung des Gehorsams an das Gewissen der äußeren Unterwerfung des Subjekts durch den Staat die innere hinzu. mehr...

Vom Leidenden zum Entscheidenden. Eine Genealogie des Patienten als Entscheider-Subjekt

Im Zentrum des heutigen Medizinsystems steht der selbstbestimmte Patient, der informierte Entscheidungen zwischen Test- und Behandlungsoptionen treffen soll. Als „mündiger“, „autonomer“ oder „souveräner“ Patient ist er zugleich gesundheitspolitisches Ziel wie Grundpfeiler von Medizinethik, Medizinrecht und Arzt-Patienten-Begegnung. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, eine Genealogie dieser Figur des informierten, selbst entscheidenden Patienten zu schreiben. Dazu verbindet es ökonomiehistorische Forschungen über die Entstehung und Popularisierung eines neuen, formalen Entscheidungsbegriffes sowie der dazugehörigen Figur des „Entscheiders“ Mitte des 20. Jahrhunderts mit einer medizingeschichtlichen Aufarbeitung des Umbruchs vom doctor knows best zum heutigen patient decides best. Das Forschungsprojekt untersucht also den Einfluss der neuen Leitfigur des „Entscheiders“ auf die Genese und Durchsetzung des „selbstbestimmten Patienten“ im deutschen Medizinsystem seit den 1960er Jahren und wirft damit ein neues Licht auf die Genese und Charakteristika moderner Subjektivität.

Referendariat. Ethnographische Zugänge zu den Praktiken der Subjektivierung

Wie werden Lehramtsanwärter in ihrer zweiten Ausbildungsphase, dem Referendariat, zu Lehrern? Das ist die zentrale Frage dieser ethnographischen Studie, in der Thomas Pille den Praktiken der Subjektivierung von Lehrern nachgeht.

B) Situativität: Aktualisierung von Aktionspotenzialen

In diesem Forschungsfeld geht es um das situierte Sich-Zeigen eines Subjekts im Sinne einer Re-Figuration aktualisierter Dispositionen in einem neuen Kontext. Gefragt wird danach, wie sich die aufgerufenen Aktionspotenziale in der Praxis performativ als eine konkrete, sozial konstituierte Teilnehmer-Befähigung ausformen.

Die Körperlichkeit der Anerkennung. Subjektkonstitutionen im Sport- und Mathematikunterricht.

Wie konstituieren sich die Subjekte der Schule bzw. wie bringen sie sich wechselseitig in den Praktiken des Unterrichts hervor? So lassen sich in aller Kürze die zentralen Fragen dieses DFG-Projekts zusammenfassen.

Besondere Aufmerksamkeit wird vor diesem Hintergrund dem Konzept der Anerkennung entgegengebracht. Um Anerkennungspraktiken empirisch zugänglich zu machen, operationalisieren wir sie als Adressierungen: Es soll untersucht werden, wie sich Schüler und Lehrer in Adressierungsakten gegenseitig als Subjekte einsetzen oder bestätigen, indem sie sich sprachlich wie nicht-sprachlich, bspw. durch eine flüchtige Berührung, ein Hochziehen der Augenbraue, ein leichtes Nicken mit dem Kopf oder mittels verbaler Ansprachen, einander zuwenden. mehr...

C) Überschreitungen: Transformation, Kritik, Ausstieg

In diesem Forschungsfeld geht es um die Reproduktion, Transformation und Subversion von Spielräumen der Fremd- und Selbstgestaltung. Gefragt wird danach, unter welchen Bedingungen und aufgrund welcher Befähigungen Menschen als kritisch-reflexive Subjekte in Erscheinung treten und in welchen sozialen Feldern und Praktiken sie versuchen, die Spielräume des Sozialen auszudehnen oder zu überschreiten.

Intersex Narratives and the Binary Order of the Sexes

The birth of an infant with a set of genitals that challenge standard notions of male or female is rarely threatening to the infant’s life, but rather threatening to the infant’s culture, explained sociologist Suzanne Kessler in 1990 (cf. “The Medical Construction of Gender: Case Management of Intersexed Infants.” Signs: Journal of Women in Culture and Society 16.1 (1990): 3-26). This proposed ‘threat’ to a cultural binary order of the sexes has recently been the object of studies in sociology, psychology, gender studies, and the history of science and medicine. Furthermore, intersex and the question of early infant surgery has become a pressing Human Rights issue. The topic has been widely ignored, though, in literary and cultural studies. In my dissertation I aim to breach this gap and to complement research on intersex with an analysis of cultural representations of intersex and hermaphroditism. My focus is on selected literary and autobiographical texts from North America and Western Europe published between 1850 and 2010. I analyze their respective position within a multi-faceted discursive net (What is said about hermaphroditism/intersex by whom when and where? How does the narrative text relate to other contemporary discourses such as medicine, psychology, or activism?). I scrutinize concepts of self and subject (Which subject positions are claimed by the intersex/hermaphrodite subject or assigned by someone else? And, on what basis are these positions claimed or assigned?), and look at negotiations of the prevailing order of the sexes (In what way does the narrative challenge or reinforce the sexual order?).

Kunst und Selbstbewusstsein. Kritik des Subjekts und ästhetische Erfahrung bei Adorno

Dieses Projekt widmet sich der Aufgabe, den kritischen Subjektbegriff Adornos zu untersuchen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er sich im Spannungsfeld zwischen Philosophie und Geschichte bewegt. Dadurch tritt zu Tage, dass der emphatische Subjektbegriff der modernen Philosophie nicht in sich subsistiert, sondern auf die geschichtlich existierenden Subjekte als ihre Substanz verwiesen ist. Die Kunstwerke nehmen in der Ästhetischen Theorie Adornos die Stellung zwischen dem kritischen Begriff und der geschichtlichen Situation ein, ohne selbst das eine oder andere zu affirmieren und stellen so indirekt eine Verarbeitung des Subjektproblems in der Philosophie dar. Dieses Projekt widmet sich der Ausarbeitung dieses Problems in der "Ästhetischen Theorie" Adornos und bewegt sich dabei selbst zwischen den Gegenstandsbereichen: der Philosophie einerseits und ausgewählten literarischen Modellen andererseits.

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