Prof. Dr. Doreen Brandt

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Literaturwissenschaftliche Projekte

Zeitgenössische Lektüren neuniederdeutscher Literatur und mehrsprachiger Literatur mit Niederdeutsch. Fallbeispiele aus dem 20. und 21. Jahrhundert

Call for Paper für eine Sammelpublikation in der Reihe "Regionalsprache und regionale Kultur"

Doreen Brandt, Nikos Saul (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) 

Die Niederdeutsche Bibliographie des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (https://www.vnds.de/publikationen/#Bibliographie) dokumentiert ein vielfälfiges und durchgehendes Interesse an der neuniederdeutschen Literatur, das sich nicht nur, aber zu großen Teilen auch in den Zeitschriften und Reihen der Literaturgesellschaften niederschlägt, u. a. im Jahrbuch der Klaus Groth-Gesellschaft, in den Beiträgen der Fritz Reuter-Gesellschaft oder im Jahrbuch der Augustin Wibbelt-Gesellschaft. Es verwundert deshalb auch nicht, dass diese Autoren – neben John Brinckman, Johann Hinrich Fehrs oder Hinrich Kruse – zweifelsohne zu den meistbeforschten Autoren der neuniederdeutschen Literatur zählen. Dabei fällt nicht nur auf, dass Autorinnen ungleich seltener adressiert werden als Autoren, sondern auch, dass mit Brinckmann, Groth, Reuter und Fehrs bislang auch ein deutlicher Schwerpunkt auf den ‚Klassikern‘ des 19. Jahrhunderts gelegt wurde, die Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts hingegen weit weniger Aufmerksamkeit erfahren hat. Hinzu kommt, dass die Forschung überwiegend an der Rezeption niederdeutscher Werke interessiert ist, an biographischen Aspekten (z. B. Briefkorrespondenzen) und an der Kontextualisierung von Autor und Werk in ihrer Wirkungs- bzw. Entstehungszeit. Wo in der geringeren Anzahl der Fälle einzelne Werke oder Werkkomplexe selbst im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen, werden diese zumeist nach ihren Bezügen zur Entstehungszeit befragt oder danach, wie sie gesellschaftliche Phänomene abbilden. Auch motivgeschichtliche Zugriffe sind immer wieder unternommen worden. 

Bei all dem, was die Forschung auf diese Weise in den letzten Jahrzehnten ausgeleuchtet und dokumentiert hat, fehlt es nach wie vor an einer hinreichenden Menge von Untersuchungen, die sich die Analyse und Interpretation einzelner lyrischer, narrativer oder dramatischer Texte des 20. und 21. Jahrhundert zur Aufgabe machen, um der literarischen Struktur und Sprache und der Bedeutung der hier in Rede stehenden Literatur auf den Grund zu gehen und damit die Voraussetzung für weiterführende kulturwissenschaftliche Fragestellungen und für eine Schärfung des Gegenstands einer niederdeutschen Literaturwissenschaft und ihrer Methoden zu schaffen. Anregende Ansätze finden sich u. a. in Dieter Möhns und Reinhard Goltz‘ verdienstvoller Darstellung „Niederdeutsche Literatur seit 1945. Teilgeschichten einer Regionalliteratur“ (2016). Ihrem Ansatz geschuldet wird die Literatur vor 1945 in dieser – einzigen neueren Darstellung zur niederdeutschen Literatur – nicht berücksichtigt, aber auch die niederdeutsche Literatur der DDR findet nur in Ausnahmefällen Aufnahme (Lüpke, Meyer-Scharffenberg). Außerdem erlaubt das literaturhistorische Überblicksformat keine umfangreicheren analytischen Lektüren. 

Für die geplante Sammelpublikation sind Beiträge im Umfang von ca. 20 bis 35 Seiten erwünscht (einfacher Zeilenabstand, Schriftgröße 12, Schriftart Times New Roman), die solche Lektüren anstreben und dabei ihren methodischen Ansatz erläutern. Im Anschluss an die Extension des Begriffs ‚Niederdeutsche Literatur‘ bei Martin Schröder (2004) hebt die Publikation sowohl auf die niederdeutsche Basisliteratur ab, „also [auf die] Werke mit intendiertem Niederdeutsch als Literatursprache“ (ebd. S. 248), als auch auf die Interferenzliteratur „mit verschiedenen Übergangsformen zur standardsprachlichen Literatur, deren Texte sich aufgrund ihrer gemischten sprachlichen Anteile sowohl dem System niederdeutsche Literatur als auch dem System Standardliteratur zuordnen lassen“. (ebd. S. 249) Die Wahl von Autor oder Autorin und Text wie auch des methodischen Zugriffs sind offen. Angesichts deutlicher Forschungslücken und im Sinne einer möglichst vielfälfigen und breiten Textauswahl sind Analysen, die sich einem oder mehreren der folgenden Aspekte zuordnen lassen, besonders willkommen, und zwar:

  • zu (literarischer) Mehrsprachigkeit und Sprachvariation
  • zur Sprachthematisierung und Sprachreflexion,
  • zur niederdeutschen Literatur aus der Zeit des Nationalsozialismus,
  • zur niederdeutschen Literatur der DDR,
  • zur niederdeutschen Literatur der Gegenwart,
  • zum niederdeutschen Drama und Hörspiel und nicht zuletzt
  • zur niederdeutschen Literatur von Autorinnen. 

Vorschläge in Form eines aussagekräftigen Abstracts im Umfang von einer halben bis einer Seite senden Sie bitte bis zum 30. September 2025 an: [email protected]. Eine Rückmeldung erhalten Sie bis zum 31. Oktober 2025. Die Einreichung der Beiträge zur redaktionellen Bearbeitung ist zum 31. Juli 2026 geplant. 2027 soll der Band veröffentlicht werden. Er wird als Band 12 in der Reihe „Regionale Sprache und Kultur“ erscheinen, die von Birte Arendt, Andreas Bieberstedt, Doreen Brandt und Klaas-Hinrich Ehlers im Peter Lang Verlag herausgegeben wird.

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