Intersektionale Sensibilität
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Intersektionale Sensibilität
Forschungscluster Intersektionale Sensibilität
Intersektionalität geht davon aus, dass historisch gewachsene Diskriminierungsformen Machtstrukturen, Subjektivierungsprozesse und soziale Ungleichheiten in ihren Interdependenzen analysiert werden müssen. Die Ursprünge der Intersektionalität werden insbesondere auf den Aktivismus Schwarzer Feminist*innen der 1980er Jahre in den USA zurückgeführt, wenngleich sie sich bis heute kontinuierlich durch zahlreiche internationale Bereiche inner- und außerhalb der Wissenschaft bewegt.
Die Intersektionalitätsforschung in Deutschland entwickelt sich spätestens seit der Jahrtausendwende in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen fort und wird auch von den Bildungs- und Erziehungswissenschaften, der Sonderpädagogik und verschiedenen Fachdidaktiken aufgegriffen.
Über die Methoden und die genaue Ausgestaltung des Forschungsfeldes gibt es viele Kontroversen. Konsens besteht jedoch in der Auffassung, dass nur durch komplexe intersektionale Mehrebenen-Analysen soziale Praxen in modernen Gesellschaften angemessen kritisch analysiert werden können. Das kritische Potential liegt darin, dass durch die gleichzeitige Untersuchung mehrerer Analysekategorien Herkunft und Wirksamkeit sozialer Praxen offengelegt und zugleich auch mögliche Transformationen erforscht werden können.
Unter Sensibilität verstehen wir eine Haltung und Handlung, die empfindsame Aufnahmebereitschaft für lebensweltbezogene Herausforderungen und entsprechendes antwortendes Verhalten zeigt. Diese Haltung zeichnet sich u.a. durch die angemessene Wahrnehmung von Situationen, Verstehen von Menschen und Kontexten, Gespür für Atmosphären sowie durch die Anerkennung des Anderen und seiner biographischen Erfahrungen aus.
Ziel der Forschung im Bereich Intersektionale Sensibilität ist die Förderung eines sensiblen wie kritisch-reflexiven Blicks für intersektionale Herausforderungen und für mögliche produktive Ansatzpunkte für Veränderungen. In der Lehrkräftebildung betrifft dies neben Ausdrucksformen und -möglichkeiten in Bezug auf Medien, Lehrmittel und didaktische Aushandlungsprozesse vor allem die eigenen Denk- und Handlungsmuster, die eigene soziale Positionierung und die pädagogischen Praktiken.
Im Mittelpunkt des Clusters stehen Forschungen zum Arrangement unterschiedlicher Lehr-Lernkonzepte in der Sonderpädagogik, Musikpädagogik und Philosophiedidaktik, ausgerichtet an theoretisch-konzeptionellen, empirischen und forschungsmethodologischen Fragestellungen. Darüber hinaus werden Wirkzusammenhänge von Lehr-Lernprozessen in den drei Feldern kritisch analysiert; didaktische Modelle, Methoden und Interventionen mit dem Ziel einer kritisch-reflexiven Professionalität werden erarbeitet und evaluiert. Das theoretische Fundament soll über die Bearbeitung der folgenden übergeordneten Fragen weiterentwickelt werden:
Inwiefern kann Intersektionale Sensibilität ein Bildungsziel im Kontext von Schule sein?
Was sind die Bedingungen für die Entwicklung von Intersektionaler Sensibilität auf der Struktur- und der Interaktionsebene?
Welche Handlungsempfehlungen können zur Förderung intersektionaler Sensibilität in der Lehrkräftebildung abgeleitet werden?